Nach einem freundlichen, überraschend unkomplizierten Empfang von den Beamten der Einreisebehörden brauchen wir nur noch zwei Tage auf den negativen PCR-Test zu warten und können dann in die „neue Welt“ eintauchen, bei schönsten Wetter um 28° Grad, blank geputztem Himmel und nächtlicher Abkühlung auf ca. 22° Grad, eine enorme Erholung nach den Hochtemperaturen von Bonaire, und das Schönste dabei: fast keine Mücken!

Cienfuegos ist die drittgrößte Stadt Kubas und geht auf eine französische Besiedlung im früher 19. Jahrhundert zurück. Über die schöne Uferpromenade Malecon ist das historische Stadtzentrum gut fußläufig in 20 Minuten zu erreichen. Wir staunen über überraschend saubere Straßen und südliche Außenbezirke, die stark an Florida erinnern und wahrscheinlich etwa zeitgleich entstanden sind: viele Gebäude im Art-Deco-Stil, einige auch im prächtigen Zuckerbäcker-Stil der Belle Epoque und vielfach besser erhalten als erwartet! Das kleine, gut restaurierte Stadtzentrum besitzt Welterbe-Status und glänzt durch einige prächtige Gebäude und eine ansehnliche Fußgänger-Passage.

Doch nur etwas weiter draußen viel Verfall, Armut und/oder einfachste Lebensverhältnisse. Hinzu kommt eine offensichtlich schockierend schlechte Versorgungslage. Menschen stehen mit Berechtigungsschein in langen Schlangen für das Notwendigste an. Die meisten Läden bieten nur ein einziges Grundnahrungsmittel an, z.B. Mehl, Reis, Eier oder Brot. Die kubanischen Kunden werden an einem Ausgabefenster bedient, für uns nicht erreichbar! In so genannten Kaufhäusern ein minimales Angebot, vor allem aber leere Regale – noch schlimmer als seinerzeit in der DDR. Wir haben lange vergeblich versucht, irgend etwas Frisches zu finden. Die riesige Markthalle hatte dann ganze fünf Stände, wo man Salz (nichts anderes), irgendeinen Likör und drei Stände mit Süßkartoffeln, Kürbis und ein drittes unbekanntes Gemüse einkaufen konnte. Obst war nirgends zu finden, nicht mal Bananen! Auf einem klapprigen Schubkarren konnten wir später noch ein paar Gurken kaufen. Die beste Währung ist allen Unkenrufen zum Trotz immer noch der US-Dollar. Am 1. Januar wird der CUC, die Touristenwährung eingestellt. Dann dürfte es spannend werden… !

Von Vorweihnachts-Stimmung ist- bis auf ein paar aufgeblasene, zitternde Deko-Schneemänner (!) nichts zu merken. Doch zwei Tage vor Weihnachten ist es in der Stadt immerhin sehr voll, überall dichte Menschenmassen, lange Schlangen und alle Menschen mit Gesichtsmasken, die Stimmung nicht schlecht, aber etwas verhalten,…. Die meisten Kubaner sind überraschend gut gekleidet, wahrscheinlich durch Unterstützung von Auslands-Verwandten.
Auf den Straßen sehr wenig Verkehr, viele Fahrräder, Roller, Rikschas und überall die Ami-Schlitten aus den 50er Jahre, meistens sehr gepflegt. Im prächtigen Yachtclub neben der Marina und anderen Orts Discomusik bis weit nach Mitternacht.


In der Nacht zu Heiligabend sind wir zur 70 Seemeilen weiter südlich gelegenen Insel Cayo Largo gesegelt, wo wir den Abend in der Marina etwas sang-und-klanglos verbringen. Hier wieder eine – etwas abgespeckte – Einreiseprozedur, auch mit Fiebermessen, aber ohne PCR-Test. Bei jedem Standort-Wechsel muss ein sogenanntes Despacho, eine Art Laufzettel, vorgelegt werden mit Angaben über den präzisen Reiseverlauf.
Cayo Largo entpuppt sich – zu unserer Überraschung – als eine Touristeninsel und Devisenbringer. Doch zur Zeit gibt es keine westlichen Touristen. Ein All-Inklusive-Resort ist außschließlich mit Kubanern belegt, um den Betrieb (halbwegs) aufrecht zu erhalten. Durch Zufall lernen wir dort zwei Deutsch-Kubaner (Karin und Dan) kennen, mit denen wir uns anfreunden, während dicht über uns uralte Antonovs donnern und Anti-Mücken-Mittel zerstäuben, derweil eine eiskalte (!) Kaltfront aus Kanada über uns hinweg zieht, woraufhin Anett prompt ihre Fellstiefel anzieht und ich meine lange Hose suche, die dann nach längerer Nichtbenutzung aber arg verschimmelt ausfällt: das Los aller Langfahrtsegler in karibischen Breiten!
Nach einem Tagesausflug zur 20 Meilen weiter südlich gelegenen Nachbarinsel Cayo Rosario sind wir soeben nach Cayo Largo zurückgekehrt.

Vor Cayo Rosario sind die Wassertiefen für eine Yacht mit zwei Meter Tiefgang gruselig gering und das Revier ist eindeutig eher für Katamarane geeignet. Wir haben oft kaum 50 Zentimeter Wasser unterm Kiel und beschließen daher, besser wieder zurückzufahren. Immerhin können wir zuvor von Fischern noch drei Lobster gegen eine Flasche Rum eintauschen, die das Grundmaterial für zwei Festessen abgeben.

Nach einer Rückfahrt gegen Wind und Welle fällt der Anker vor dem Traumstrand Playa Sirena auf Cayo Largo, wo wir einen perfekten Strandtag mit Bestwetter erleben. Hier stimmt einfach alles! Der Strand mit feinstem Sand wie Pulverschnee und das türkisfarbene Wasser bilden eine atemberaubende Komposition: alles supersauber und (fast) menschenleer. So ließe es sich länger aushalten, wenn da nicht schon wieder eine Starkwind-Front aufziehen würde und uns in die Marina vertreibt, wo wir nun Sylvester verbringen werden.


Euch allen ein glückliches, gesundes und hoffentlich bald wieder Corona freies neues Jahr!