Internationaler Seglertreff Horta

Horta war Jahrhunderte lang für die Atlantik-Schifffahrt, den Luftverkehr und die Telegrafie von allergrößter Bedeutung. Diese Zeiten sind vorbei, doch mitten im Ozean gelegen, ist Horta heute für die immer größere Anzahl von  Atlantik-Überquerern die erste Anlaufstelle in Europa, so auch für uns. Eine schwierige Atlantikpassage mit großen Flautenlöchern, lästigen Strömungen und einigen Starkwind-Tagen liegt hinter uns und kurz vorm Ziel muss der Diesel nochmal ran! Fasst einen ganzen Tag fahren wir bereits unter Machine und 110 nervtötende weitere Motorstunden liegen hinter uns. Dennoch kommen wir zu einer halbwegs passablen Segelbilanz von 1500 Segelmeilen gegenüber 500 Motormeilen und haben sogar noch 160 Liter Diesel im Tank. 

Das letzte Frühstück fällt schon sehr mager aus … und man sieht mir den Gewichtsverlust deutlich an…!

Da ist es natürlich sehr erfreulich, dass wir kurz vor dem Landfall nochmal die Segel setzen können und bei schönsten Sommerwetter nach genau 19 Tagen in Horta auf der Azoreninsel Faial eintreffen. Da das Hafenamt auf unsere Funkanrufe nicht reagiert, lassen wir unseren Anker mitten im Hafenbecken zwischen zwei Dutzend anderen Yachten fallen. 

Ankerplatz mit Aussicht

Unserer Ankernachbar Tony schenkt uns eine Flasche leckeren Rotwein und wir sind aufgekratzt und müde zugleich. Doch schon nach einem Gläschen Wein fallen uns die Augen in den frühen Abendstunden zu. 

Mit einem Schnellboot werden wir zum Test-Zentrum gebracht

Als uns am nächsten Morgen das Patrouillenboot  für den PCR-Test abholt, fühlen wir uns schon viel besser. Der ersehnte erste Landgang muss allerdings noch warten, denn der ist erst nach Erhalt des negativen Testergebnisses möglich. Da die Ergebnisse per Internet erst gegen Mitternacht eintrudeln, sind es am Ende genau drei Wochen ohne einen Fuß an Lang gesetzt zu haben. Wie wir später hören, eine ganz normale, nicht mal besonders lange Zeit, denn viele Segler waren bis zu über 30 Tagen auf See!

Frühling auf Faial bedeutet Hortensien und Blumen jeder Art in Hülle und Fülle

Unser erster Rundgang zeigt ein Horta in wesentlich besserer Verfassung als vor zwei Jahren. Die Restaurierung des zentralen Platzes „Prazo de Infante“ ist abgeschlossen und die meisten Gebäude wirken wir frisch aufgehübscht und sogar unser (damals) entstandenes Wandbild hat nur etwas Patina angesetzt.

Unser Wandbild mit Patina

Das Wetter ist prächtig und genauso schmeckt auch der erste Kaffee am alten Hafen „Porto Pim“. Erst danach gehen wir zum Hafenamt und erledigen die Einreiseformalitäten mit Polizei, Zoll und der Marina; anders als in der Karibik alles ohne Gebühren.

Aufgehübschtes Horta

Der nächste Gang schon führt uns zum „Continente“, den großen Supermarkt für einen ersten Einkauf. Die Vorräte sind uns bei der Überfahrt fast komplett ausgegangen und wir müssen nun Stückchen weise „nachrüsten“, nicht ganz einfach, da wir jeden Einkauf mit dem Dinghi zum Ankerplatz rüber bringen müssen. Nach einem solchen Transfer erleben wir eines Tages eine unangenehme Überraschung. Alls wir uns dem Heck von Annamera nähern, riecht es unangenehm nach Diesel. Einer unserer Reservekanister hat ein Leck und droht auszulaufen..! Wir müssen sofort handeln und füllen kurzerhand alle Kanister um in unsere Schiffstanks: eine ziemliche Sauerei, bei der trotz größter Sorgfalt einiges daneben geht. 

Die Molen-Galerie mit Tausenden von Seglerbildern…, hinten der unvermeidliche Pico mit 2351 Metern Höhe!

Mitten im Hafen liegend haben wir den perfekten Logenplatz für das tägliche Schauspiel, das das Wetter mit dem Pico veranstaltet. Morgens noch klar, verhüllt der Vulkan und höchste Berg Portugals (2351 Meter) im Laufe des Tages zusehends sein Haupt, um es meistens abends wieder frei zu legen: immer sehr Imposant! 

Krachend voller Hafen vor der Kulisse des Pico

Wetter und Horta meinen es die nächsten Tage besonders gut mit uns. Nach den enormen Preisen auf Bermuda fühlen wir uns in ein (bezahlbares) Schlemmerparadies versetzt und können uns nach Herzens Lust mit Leckereien verwöhnen.

Jetzt gibts endlich den Fisch, den wir unterwegs nicht fangen konnten!

Spaziergänge über die Mole mit den Bildern tausender Atlantik-Segler, kleine Wanderungen zu den Aussichtspunkten über Horta, Treffen mit Freunden, Einkehr ins berühmte „Peter Cafe Sport“ und Inselrundfahrten folgen Schlag auf Schlag!

Zugang zum „Peter Cafe Sport“ über die nach ihm benannte Straße!
Im „Peter Cafe Sport“, der weltberühmten Seglerkneipe, hier mit Martin von CuttMoped (YouTube)
… und hier mit dem Besitzer Jose

Nur die Caldera im Inselinneren verwehrt uns mehrmals den Zutritt wegen Nebels. Dafür hat das unterirdisch angelegte futuristische Museum am Punta de Copelinho offen. Dort erfahren wir viel über den gewaltigen Vulkanausbruch vor 60 Jahren, der eine ganze Halbinsel neu erschaffen hat, die noch heute wie eine Mondlandschaft aussieht. Die Leuchtturm-Ruine ist halb verschüttet, kann jedoch bestiegen werden und aus der Kuppel hat man eine grandiose Aussicht auf die bizarre neue Mondlandschaft.

Die Mondlandschaft am Capo Copelinho
Leuchtturm-Besteigung

Nach einigen Tagen am Ankerplatz bekommen wir durch unsere guten Beziehungen zum Hafenmeister Jose´ einen Liegeplatz in der Marina, am Fingersteg in Bestlage und nicht im Dreierpäckchen wie viele andere… Von hier aus können wir (notwendige) Besorgungen viel leichter erledigen. Waschmaschinen und Ship-Chandler sind ganz in der Nähe und im Krankenhaus erhalten wir kostenlos und völlig unbürokratisch unsere zweite (Bionthec)-Impfung. 

Im supermodernen Krankenhaus gibts unsere zweite Impfung
Blick auf Horta; vorne der alte Hafen Porto Pim, dahinter das Ortszentrum mit der Marina

Nach 8 Tagen in Horta fühlen wir uns wie runderneuert und für neue Taten gewappnet. Das Wetter ist prächtig und schreit geradezu nach einer Fortsetzung der Reise ….