Auf der Spuren der Maya

Wir sind jetzt zwei Wochen in Mexiko und wollen nun mehr sehen vom Land der Mayas. Zwei Tage benötigen wir, um eine Rundreise zu planen und Annamera für die Zeit unserer Abwesenheit vorzubereiten. Doch immer wieder hören und lesen wir von Schauergeschichten über die Kriminalität im Land und selbst in der Marina werden wir gewarnt vor …“mucho Banditos“!  Das widerspricht allerdings unserem Gefühl und durch eine enorme Polizei-Präsenz fühlen uns eigentlich recht sicher, jedenfalls hier auf unserer kleinen Insel und in Cancun, dem Touristen-Mecca. 

Reisebeginn mit der Fähre (nach Cancun)
Streckenverlauf bis Coba

Genau dort holen wir unseren Mietwagen ab, in der zentral gelegenen Stadtstation am Plaza Americas, von der Fähre aus mit Collectivos (Sammeltaxis) für „kleines Geld“ gut erreichbar. Die Übergabe klappt reibungslos und dann sind wir schon „on the road“, und zwar in Richtung Süden nach Tulum. Die Maya-Ruinen dort liegen in schönster Lage am Meer, sollen aber deshalb von den Touristen-Massen aus Cancun regelrecht überlaufen werden. Wir sind sehr gespannt! 

Tulum selbst entpuppt sich als „Boomtown“ mit Goldgräberstimmung: laut, bunt und anstrengend, mit einem lebendigen Treiben als gebe es kein Corona/Morgen! Neben dem üblichen mexikanischen Durcheinander von Kneipen und Souvenir-Ständen primitivste Hippie-Behausungen und Luxus-Herbergen im Kontrastprogramm. 

Die Tempelanlagen heben wir uns für den zweiten Tag auf und schauen uns erst mal am endlos langen Strand um. Wir haben von einer spektakulären Skulptur des südafrikanischen Künstlers Daniel Popper gehört und damit einen Anlaufpunkt.

„Ven a la Luz“ von Daniel Popper, Eingangsportal zum Luxus-Resort. Urlauber stehen Schlange für ein Foto

Nachdem wir uns erstmal verfahren haben, finden wir die richtige Strandstraße im zweiten Anlauf – mit reichlich Verkehr. Trotzdem haben wir mit dem Parkplatz Glück und stehen schon bald vor dem Kunstwerk VEN A LA LUZ (Komm zum Licht), das als  Eingangsportal  zu einem High-End-Hotel der Luxusklasse fungiert, wo sich die (jungen) Schönen und Reichen ein Stelldichein geben. Tatsächlich wabern reichlich „great vibes und strong positive energys“ um den Platz herum! Die Ibiza-Boheme scheint ein neues Zuhause gefunden zu haben und der Strand ist wirklich wunderschön. Ein Luxus-Resort erbaut im Maya-Stil reiht sich an das andere, zu Tagespreisen, die ein Monatsgehalt in Mexiko locker übersteigen dürften!

Super-Strand und Luxus-Herbergen im Maya-Stil

Unsere erste Unterkunft in einer traditionellen Maya-Cabana (Hütte) liegt 20 Kilometer weiter im Landesinneren im urigen Straßendorf Macario Gomez auf halber Strecke zwischen den Ausgrabungsstätten Tulum und Coba. Die Nächte unterm Moskitonetz werden begleitet durch einen Mordslärm von Dschungelgeräuschen. 

Schlafen unterm Moskitonetz: Unsere bescheidene Casa Mango, auch im Maya-Stil

Am nächsten Morgen stehen wir früh auf und können den Luxus genießen, als erste Tages-Besucher die Tempelstadt von Tulum unverfälscht zu erleben, mit Unmengen von Leguanen und dem Haupttempel unmittelbar am Traumstrand. Die viel weitläufigeren Ruinen von Coba liegen dagegen versteckt im dichten Buschwald und trumpfen mit gewaltigen Pyramiden von 24 und 42 Metern Höhe auf. Wir sind begeistert, zumal sich der Besucheransturm in Grenzen hält, nur die Affen bekommen wir leider nicht zu Gesicht.

Die Tempelanlagen von Tulum liegen direkt am Traumstrand und sind damit einzigartig!
Die kleinste der Pyramiden von Coba

Weiter gehts auf einer Mammut-Tour von 550 Kilometern Länge quer durch Yucatan zum nächsten Übernachtungsstandort in Escarcega. Etwa 150 Kilometer davor erreichen wir die Ausgrabungsstätte Hormiguero über eine lange holprige Stichstraße. Weitab mitten im Wald haben wir die Tempelstadt ganz für uns allein, mit einzigartiger Atmosphäre und riesigen Monsterfratzen aus Stein.

Das „Fratzentor“ von Hormiguero
Der Reiseverlauf bis Escarcega

Abends trudeln wir in Escarcega ein, ein lauter, lebendiger Verkehrsknotenpunkt mit dem üblichen mexikanischen Durcheinander und gewaltigen Tankstellen. Wir verbringen dennoch eine ruhige Nacht in unserem Motel und brechen am nächsten Morgen schon früh auf zur Kurzstrecke nach Palenque (200 Kilometer entfernt und 800 Meter hoch gelegen), wo die exotische Tempelanlage mitten im Dschungel liegen soll. Bei der Ankunft allerdings erstmal düsteres Regenwetter und eine ellenlange Warteschlange von Autos. Pech: es ist Sonntag und entsprechend voll mit Mexikanern und es werden auch nur 300 Personen eingelassen. Also keine Chance, aber gut, dass wir Alternativen haben, die wir eigentlich am nächsten Tag besuchen wollten: zwei gewaltige Wasserfälle, einige Dutzend Kilometer weiter südlich im dichten Regenwald gelegen. Über eine spektakuläre Gebirgsstraße mit rutschigen Baustellen und unzähligen Bodenschwellen (Topes) erreichen wir den ersten Wasserfall Misol-Ha. 

Der Wasserfall von Misol-Ha: Er stürzt aus 30 Metern Höhe in die Tiefe

Wir fühlen uns noch immer als Ausflugs-Rookies und staunen, dass gleich zweimal Eintritt verlangt wird, erst für die Straße und dann nochmal für den Wasserfall selbst. Die Gebühren halten sich aber in Grenzen und es scheint alles mit rechten Dingen zuzugehen. Der Wasserfall ist jedenfalls gewaltig und donnert aus dreißig Metern Höhe in breiter Front zu Tal und uns dabei in enorme Gischt hüllend.  

Vor dem nächsten Wasserfall erleben wir zum ersten Mal das Schauspiel der Wegelagerei. Eine Fahnengirlande quer über der Straße verhindert die Weiterfahrt und wir sollen zum Kauf (von irgendwas) genötigt werden. Wir hätten noch nicht mal etwas dagegen, etwas Obst zu kaufen, aber da Mexiko Corona-Hochrisikogebiet ist und auf dem Land, wo niemand Masken trägt, lassen wir die Fenster lieber oben wieder und schieben uns freundlich, aber bestimmt langsam voran, bis die „Schranke“ sich öffnet. 

Straßenblockade als Verkaufshilfe!

Im Bergland erleben wir diese Art von Wegblockierungen noch öfters. Die Kriminalität scheint im armen Mexiko sehr hoch zu sein und die enorme Polizeipräsenz spricht eine deutliche Sprache. Fast alle Polizei-Cruiser haben einen Rammbock an der Stoßstange und die Polizisten (fast) immer Maschinen-Pistolen im Anschlag (!), wie im Krieg, vermutlich dem Drogenkrieg. Jedenfalls ein sehr gewöhnungsbedürftiger Anblick, den wir bei unzählige Straßensperren und Kontrollen erleben, meistens von Polizisten in voller Kampfmontur.  

Streckenverlauf bis Palenque

Da die Fahrt auf der Gebirgsstraße nicht enden will, beschließen wir, auf den dritten Wasserfall zu verzichten, zumal wir Morgen sowieso noch dort vorbei kommen werden. Recherchen haben ergeben, dass unser morgiges Tagesziel in über 2100 Metern Höhe liegt und es dort empfindlich kalt sein soll, mit Nachtemperaturen bis 6 und Tageshöchsttemperaturen unter 20 Grad Celsius. Auf solche Temperaturen sind wir gar nicht eingestellt und besorgen uns im Supermarkt erstmal lange Hosen und Hemden, zu unglaublich günstigen Preisen.

Mittlerweile ist es Nachmittag geworden und wir haben noch ein letztes Fünkchen Hoffnung, in die Ausgrabungsstätte Palenque zu kommen. Doch die hat schon um Drei zugemacht: Pech! Unsere Unterkunft liegt nur 300 Meter vom Eingang entfernt und wir beziehen eine winzige Hütte, alles ordentlich, aber sehr einfach.

Am nächsten Morgen sind wir wieder als erstes zur Stelle. Der günstige Eintritt kostet wie bei den anderen Ausgrabungen 80 Pesos pro Person, umgerechnet 3,20 Euro. Die Tempelanlagen von Palenque liegen mitten im gebirgigen Dschungel und wirken sehr exotisch.

Die exotischeTempelanlage von Palenque im dichten Urwald

Durch runde, verspieltere Formen muten sie fast asiatisch an als die bisher gesehenen. Leider haben sich fliegende Händler auf dem ganzen Gelände breit gemacht und stören den Gesamteindruck nachhaltig, so dass wir etwas enttäuscht von dannen ziehen und zum 200 Kilometer entfernten San Cristobal de las Casa im Bergland von Chiapas aufbrechen.

Genau 1500 beschwerliche Kilometer sind es bis San Cristobal de las Casas

Nach 60 Kilometern erreichen wir die Abzweigung zum Wasserfall Agua Azul, und kommen nach Zahlung von Straßen-„Zoll“ und Eintritt zu einem hervorragend erschlossenen Wasserfall mit unglaublich vielen Verkaufsständen und jeder Menge Fressbuden. Dabei treten die breiten, mehrstufigen Kaskaden, durch die enorme Wassermassen abfließen fast ein bisschen in den Hintergrund, etwas schade für dieses echte Highlight! Aber so ist Mexiko nun mal. In einem Land ohne nennenswerte Industrie müssen die Menschen schließlich irgend wovon leben und der Tourismus scheint nun mal die einträglichste Einnahmequelle zu sein.

Agua Azul:… Hier geht es mehr in die Breite. Dafür aber in mehreren Kaskaden

Wir haben nur noch 150 Kilometer bis San Cristobal, aber die haben es in sich und wollen nicht enden. Über eine schlechte Gebirgsstraße mit unzähligen Bodenschwellen kommen wir teilweise nur im Schritttempo und winden uns durch bitterarme Ortschaften bis auf zweieinhalb Tausend Meter Höhe.

Personenbeförderung in Chiapas, bei 60 KM/H
Wie in den meisten Gegenden ist es auch im Bergland sehr arm
Typische Ortsdurchfahrt

Glücklicherweise erreichen wir mit dem letzten Tageslicht unser Ziel San Cristobal im Zentrum des Bundeslandes Chiapas, nach exakt 1500 Kilometern. Unsere schöne Unterkunft liegt mitten in der Altstadt und wir brechen sogleich zu einem ersten abendlichen Stadtbummel auf. Hier kommen wir uns vor, wie in einer gänzlich anderen Welt:

Am Ziel in einem der ältesten spanischen Kolonialorte: San Cristobal in 2150 Metern Höhe gelegen

Ein gepflegtes historisches Zentrum mit ungemein munterem Treiben – mit gut gefüllten Kneipen und Boutiquen und dazwischen unzählige Mayafrauen mit ihren Kindern auf dem Rücken, die ihre Waren anbieten. Ein super Auftakt und wir sind sehr gespannt, wie sich der Ort bei Tageslicht darbietet.

Darüber und wie die Reise weitergeht mehr im nächsten Blog.