Lorbeerwald und Tunnel von Los Tilos

Unsere Wanderung durch den Lorbeerwald von Los Tilos, durch 13 finstere Levada-Tunnel und der anschließende Abstieg über 1000 Höhenmeter wird wahrscheinlich als spannendste Wandertour in unsere Historie von La Palma eingehen.

Noch vor Sonnenaufgang brechen wir mit unserem Leihwagen in Tazacorte auf und erreichen erst nach fast anderthalb Stunden Fahrt das Besucherzentrum bei San Andres y Sauces im Norden der Insel. Mit einem Allradtaxi wollen wir zum Startpunkt der Wanderung bei Casa del Monte hoch fahren. Da wir etwas zu spät sind, ist das erste Taxi ist allerdings schon unterwegs . Als acht Wanderer zusammen sind, geht es los..

Eine ganze Stunde dauert die steile, holprige Fahrt durch den Regenwald an den Nordhängen des Roque de los Muchachos. Am Ende sind wir 1000 Meter höher, die wir im Verlauf unserer Wanderung durch den Barranco del Aqua später wieder absteigen müssen.

Die ersten Kilometer verlaufen noch ebenerdig entlang einer Levada, eines künstlich angelegten Wasserlaufs. Dabei durchqueren wir 13 (!) hundertjährige Tunnel von 15 bis 450 Metern Länge, die alle stockdunkel und einige sehr nass sind! Mit Helm, Stirnleuchten und Wasser dichter Kleidung hoffen wir, heil durch zu kommen …

Auf dem schmalen Gang zwischen Wasserlauf und Tunnelwand „arbeiten“ wir uns Stück für Stück voran, durch die engen, niedrigen und feuchten Tunnel. Manche sind nicht höher als 1,50 und ich schlage mir prompt den Kopf an, weil ich den Helm noch nicht aufgesetzt hatte.

Tunnel Nr 12. hat es besonders „in sich“. Er ist in eine senkrechte Felswand geschlagen und eröffnet zweimal durch große Lüftungslöcher spektakuläre Ausblicke in den Barranco del Agua. Das Wasser fließt hier reichlich, und zwar von allen Seiten – auch von unten! Da wir mit unserer Ausrüstung gut vorbereitet sind, überstehen wir diese Passage ohne Blessuren! Der Tunnel scheint die reinste Quelle zu sein und ist wesentlich dramatischer als wir es uns vorgestellt haben.

Als nach etwa anderthalb Stunden alle Tunnel überstanden sind, kommen wir über einen steilen Anstieg zu den sprudelnden Quellen von Marcos y Cordero – inmitten von einer üppigen Pflanzenwelt. Hier, in 1410 Metern Höhe haben wir den höchsten Punkt der Tour erreicht und wir legen erst mal eine Rast ein, bevor wir uns an den anstrengenden Abstieg machen, der am Anfang besonders steil ist.

Die gut markierte Route verläuft meistens über Waldpfade, zum Teil über Stufen, manchmal auch durchs felsige Flussbett. Sie ist zwar anstrengend, vor allem für die Knie, insgesamt aber nicht allzu schwer. Nach einem Abstieg von 250 Höhenmetern lassen wir nach einer ersten Holzbrücke den Kiefernwald hinter uns und kommen nun in den größten Lorbeerwald der Kanaren, der seit 1983 als Biosphärenreservat ausgewiesen ist.

Der Weg wird nun zunehmend einfacher und wir wechseln über eine zweite Holzbrücke auf die rechte Seite des Flussbettes, wo wir in einen Märchenwald mit Riesenfarnen und zutraulichen Buchfinken eintreten.

Ein kurzer steiler Abstecher zum Mirador de Espigon Atravesado beschert uns herrliche Aussichten in den Barranco del Agua und seinen riesigen Lorbeerwald.

Als Forstweg schlängelt sich unsere Tour nochmal steil bergab. Nach einem letzten großen Tunnel haben wir es geschafft und sind zurück am Parkplatz beim Ausgangspunkt unserer Tour angelangt. Eine phantastische Wanderung liegt hinter uns, mit spektakulärer Anfahrt, abenteuerlichen Tunneldurchquerungen und spannendem Abstieg durch den größten Lorbeerwald der Kanaren.

Nach dem Besuch im sehenswerten Besucherzentrum, suchen wir den Wasserfall, der nicht zu sehen und zu hören ist, aber in 5 Minuten zu erreichen ist!. Nur 100 Meter vor dem Besucherzentrum zweigt einunscheinbarer, kleiner Pfad von der Straße ab. Durch zwei beleuchtete Tunnel gelangen wir in einen Talkessel, an dessen Ende sich der tosende Wasserfall aus großer Höhe in die Schlucht ergießt: ein sehr eindrucksvolles Schauspiel, das unserem Wandertag den optimalen Abschluss beschert.

Aber nicht genug: Ein Ausflug ins nahe gelegene, äußerst beschauliche Küstenstädtchen San Andres ist immer lohnend. Hier lassen wir den Tag mit einem leckeren Abendessen ausklingen und erreichen über die sich schier endlos schlängelnden Inselstraßen im letzten Abendlicht unseren augenblicklichen Heimathafen Tazacorte.