Die Straße von Gibraltar

Die Straße von Gibraltar in Richtung Atlantik ist nicht einfach zu bezwingen. Das konstant vom Atlantik einströmende Wasser, vorherrschende Gegenwinde aus West, die Gezeiten und das Verkehrs-Trennungsgebiet an der Engstelle bei Tarifa sollten bedacht werden.

Wir wollen den schon seit mehreren Wochen ungewöhnlich beständigen Ostwind nutzen und rüsten zum Aufbruch, wobei der richtige Abreise-Zeitpunkt entscheidend ist. Unsere Internet-Recherchen sind wenig hilfreich und erst Befragungen von einheimischen Seglern bringen Klarheit. Tidenkalender und Strömungskarten lassen einen Aufbruch 3 Stunden nach Gibraltar-Hochwasser angeraten erscheinen.

Nach dem Bezahlen des günstigen Hafengeldes von umgerechnet 25 Euro pro Tag, dem Auschecken und abschließenden Auffüllen der Dieseltanks für steuerfreie 0,62 Euro pro Liter werfen wir um 11.30 Uhr die Leinen an der Tankstelle im Ocean-Village los. Gut getimt, ist es nun genau 3 Stunden nach Gibraltar-Hochwasser!

Bei düsterem Wetter, mit abfließendem Wasser und moderatem Ostwind von 15 Knoten manövrieren wir durch das dichte Ankerfeld der Großschifffahrt und haben nach einer Stunde bei Punta Canero die eigentliche Einfahrt der Straße von Gibraltar erreicht, die bis Tarifa 9 Meilen lang und ebenso breit ist. Trotz der geringen Entfernung ist die afrikanische Küste nur zu erahnen. Dafür nimmt der Wind beständig zu und soll am Ende bei Tarifa bis zu dreifache Windgeschwindigkeiten aufweisen können. Wir sind gespannt!

Nur unter Genua segeln wir außerhalb des Verkehrs-Trennungsgebietes in einer halben Meile Abstand parallel zur Küste . Mit 1 Knoten Gegenstrom und 3 Knoten mitlaufendem Gezeitenstrom machen wir 7-8 Knoten Fahrt. Als der Windanzeiger in der Nähe von Tarifa die 30-Knoten-Marke übersteigt, wechseln wir auf die Fock und machen unverminderte Fahrt. Bei anhaltend düsterem Wetter und mit fast 40 Knoten Wind passieren wir schließlich Tarifa, begleitet von Coast Guard, Guardia Civil, einem großen französischen Kriegsschiff und zahlreicher sonstigen Groß-Schifffahrt. Eine wirklich spannende Passage, bei der wir nach guter Planung unter Bestbedingungen durch die Meerenge gerauscht sind.

Hinter Tarifa lässt der Wind bald nach und wir „schalten“ wieder auf die Genua um, die uns nun lässig in Richtung Cadiz schiebt. Bei einschlafendem Wind, aber zunehmendem Seegang geben wir unseren ursprünglichen Plan auf, die Nacht bei Kap Trafalgar zu ankern und „dampfen“ die letzten 25 Seemeilen unter Motor an Cadiz vorbei, um die Nacht in der Bucht von Rota verbringen. Nach ein paar Tagen am Ankerplatz vor dem hübschen Ort mit schönem Strand ziehen wir um ins nahe gelegene Cadiz, in den „Puerto America“.