Flores, Horta und die Rückkehr nach Terceira

Wir bleiben eine Woche auf Flores und genießen jeden Tag davon.

Typische Flores-Szenerie

Stefanie und Matthias von der SHUENGA sind auch noch da und wir verbringen viel Zeit miteinander, am liebsten beim abendlichen Kartenspiel „Rauf-Und-Runter“, das immer wieder für Spannung und Amüsement sorgt.

Nur das Liegen im Hafen von Lajes wird zunehmend ungemütlicher. Einlaufender Schwell sorgt für mächtig ruckende Festmacher, die (nicht nur) Annamera hin und her schaukeln. Als die Waschmaschine  dann noch ihren Geist aufgibt, kippt die Stimmung allerdings bedenklich! Mit Matthias bekommen wir das Problem auch nicht gelöst. Dafür baut er uns eine neue Lenzpumpe ein und bewährt sich als super-kompetenter Krisenmanager für alle Fälle und wird s zum Flotillen-Admiral ernannt.

Mit Stefanie und Matthias von der SHUENGA verbringen wir gemeinsam den Großteil des Sommers auf den Azoren und gelten wahrscheinlich schon als die „Unzertrennlichen“.  Oft starten wir zusammen mit unseren beiden Schiffen zu einem neuen Ziel oder verabreden uns in einem Hafen. 

Diesmal reist SHUENGA allerdings schon vorher ab, während wir uns noch Zeit für den Norden von Flores nehmen. Nach einem Busausflug nach Santa Cruz mit interessantem Besuch des Walmuseums heuern wir „unseren“ TO-Stützpunktleiter Christian für zwei halbtägige Touren als Führer an. Er wohnt schon seit Jahren auf der Insel und zeigt uns die schönsten Stellen, die wir ohne ihn kaum gefunden hätten. In der Insel-Hauptstadt Santa Cruz sorgen wir mit der Anschaffung einer lange umsonst gesuchten Brotback-Maschine für ein weiteres Highlight unseres Inselaufenthaltes.

Trans-Ocean-Stützpunktleiter Christian

Der siebte und letzte Tag auf Flores wird noch einmal besonders spannend. Wir machen interessante Bekanntschaften, z.B. mit Hans, der mit einem selbstgebauten senegalischen Urgetüm von Katamaran gerade aus der Karibik angekommen ist, mit dem Kanadier Sylvain, der uns in die Kunst des Quadrocopter-Fluges einweist und mit den Auswirkungen einer portugisieschen Galeeren-Atacke auf einen Schwimmer. Da die Holperei im Hafen an diesem Tag auch besonders schlimm ist, beschließen wir, spontan vorzeitig abzureisen und werfen um 20.30 Uhr die Leinen los.

Hafen von Lajes do Flores, mit dem senegalesischen Katamaran und ANNAMERA und SHUENGA im Hintergrund

Mit Kurs Ost geht es geradewegs hinaus in die Nacht, mit Ziel Graciosa. Wir haben mit gutem Wind für die 150-Meilen-Strecke gerechnet, werden jedoch mächtig enttäuscht und müssen die gesamte Strecke motoren. Da hätten wir vielleicht doch lieber noch eine Nacht im Hafen abwarten sollen …?

Mitten auf dem Ozean haben wir am Morgen des nächsten Tages eine sehr gefährliche Begegnung mit dem Tanker AGRARI, der mit Gegenkurs in Richtung USA unterwegs ist. Da wir uns beide (!) nicht gesehen haben, wird es richtig eng! Nach Schrecksekunde und Funkanruf ändert der Tanker blitzschnell seinen Kurs um volle 40 Grad und passiert uns dann in knapp 200 Metern Entfernung, so dass wir die arbeitende Decks-Mannschaft gut erkennen konnten. Diese Begegnung der unheimlichen Art hat uns gelehrt, in Zukunft auch am Tag alle 15 Minuten gründlich Ausschau zu halten. Bei Gegenkurs – auch bei geringer Geschwindigkeit – ist ein Schiff von der ersten Sicht bis zur letzten in knapp in 20 Minuten wieder aus dem Blickfeld verschwunden!

Unheimliche Begegnung der Dritten Art: hier mit dem Tanker „AGRARI“, mitten auf dem Atlantik

Der Rest des Tages ist ereignislos, weiterhin ohne ohne Wind und mit lausig schlechter Sicht. Erst bei Dunkelheit passieren wir den Leuchtturm (Nord) von Gaciosa und laufen um Mitternacht in den Fischerhafen von Praia da Garciosa ein, wo wir längsseits an SHUENGA festmachen. Stefanie und Matthias haben schon auf uns gewartet und begrüßen uns mit einem zünftigen „Anleger“.

Den mehrtägigen Hafenaufenthalt auf Graciosa nutzen wir Tags über für Filmschnitt und diverse Wartungsarbeiten am Schiff, während wir die Abende gerne mit einem Bad im Meer genießen – am idyllischen Stadtstrand, gefolgt von einem Spielchen mit Stefanie und Matthias.

Praia da Graciosa von hoch oben

Nach ein paar Hafentagen machen sich SHUENGA und ANNAMERA auf zum 50-Meilen-Törn nach Faial. Gegen den Wind wird es ein interessantes Matchrace zwischen den beiden unterschiedlichen Schiffen. Während die etwas größere SHUENGA mit gemäßigtem Langkiel etwas schneller ist, läuft die langsamere ANNAMERA mehr Höhe und man begegnet sich unterwegs immer wieder in geringer Entfernung.

Im Hafen Horta werden wir ausnahmsweise mal an einen Schwimmsteg im allerletzten Winkel des Hafens geleitet, aber nur für zwei Tage. Danach müssen wir umziehen, als Dreierpäckchen an eine verrottende „Drogen“-Yacht, die seit 10 Jahren dort beschlagnahmt fest liegt.

Liegeplatz in dritter Reihe, neben aufgebrachter Drogen-Yacht

Tiefliegende Wolken und Regenschauer sind kein schönes Geburtstagswetter für Matthias, zumal wir ihm als Geschenk ein Wandbild an der riesigen Bildergalerie malen wollen. Als sich das Wetter bessert, machen wir uns sogleich heimlich ans Werk. Es wird zwar am Geburtstag noch nicht fertig, aber nichs-desto-weniger schon mal (halbwegs) feierlich präsentiert und mit großer Freude aufgenommen: eine echte Überraschung und (sogar) ein lang gehegter Wunsch von Matthias.

SHUENGA-Wandbild, noch nicht ganz fertig ….

Während das Festival do Mar eröffnet wird, sind wir noch der Fertigstellung des Wandbildes beschäftigt, so dass das Fest ein bisschen an uns vorbei rauscht – allerdings begleitet von lauter Musik verschiedenster Art. 

Bei schönstem Wetter fahren wir mit dem Linienschiff rüber nach Madalena auf der Nachbarinsel Pico. Der gepflegte Ort glänzt mit sehr relaxter Atmosphäre und guten Einkehr-Möglichkeiten: am Anfang gibts ein gigantisches Eis und am Ende einen leckeren Snack mit bestem Blick auf Hafen und Faial.

Madalena auf der Insel PICO

Nach vier Tagen auf Faial stechen die „Unzertrennlichen“ in aller Früh wieder gemeinsam in See – diesmal zum neunzig-Meilen-Törn „zurück“ nach Terceira, zunächst unter Maschine an der Südküste von Pico entlang, dann unter vollen Segeln „links hoch“ in Richtung Terceira. Strammer achterlicher Wind sorgt für schnelle Fahrt, so dass wir noch bei letzten Tageslicht in Praia da Vitoria ankommen, die letzten Stunden allerdings begleitet von andauernden Regenschauern. Während wir die erste Nacht noch am Ankerplatz verbringen, ergattern wir uns schon am nächsten Morgen den einzig freien Platz am äußeren Schwimmsteg der Marina, mit SHUENGA längsseits an uns festgemacht. 

SHUENGA in voller Fahrt