Der GR 131 auf La Palma

Wir haben die Bordschuhe gegen Wanderstiefel getauscht und uns aufgemacht, den GR 131 auf La Palma zu „gehen“ und damit unser diesjähriges ehrgeizigstes Wanderprojekt zu realisieren.

Der GR 131 ist ein Fernwanderweg von knapp 70 Kilometern Länge, der durch den Nationalpark Caldera de Taburiente und die Vulkankette im Süden von La Palma verläuft. Er führt abseits der Zivilisation in einem Bogen von Küste zu Küste über die komplette Gebirgskette der Insel und bewegt sich in großen Teilen in Bereichen von 2000 Höhenmetern und darüber. Die Etappenlängen betragen zwischen 18 und 25 Kilometern. Gebirgserfahrung und Kondition sollten vorhanden sein. Weniger erfahrene Wanderer können aber an den Einstiegspunkten bei kleineren Ausflügen gut Erfahrungen sammeln und umkehren, wenn es ihnen „zu viel“ werden sollte.

Die Logistik für den gesamten GR 131 ist nicht ganz einfach, weil die Wetterbedingungen beachtet werden müssen und für die Mehrtages-Tour unterwegs keine Versorgungs- und Übernachtungsmöglichkeiten bestehen, aber an zwei „strategisch“ günstigen Punkten immerhin Wasser aufgefüllt werden kann und ziemlich genau in der Mitte der Tour bei Punta de los Roques eine Schutzhütte existiert. In den Abschnitten 1 und 2 hatten wir in den Höhenlagen extrem schönes Wetter, während weiter unten im Tagesverlauf öfters mal Wolken aufzogen. Abschnitt 3 war dagegen schwierig. Hier setzen sich besonders häufig Wolken fest und wir mussten diesen Teil des Weges wegen Regen und dichtem Nebel zweimal abbrechen.

Bei 10 Stunden Tageslicht im Dezember sind wir große Teile der Wanderung über einen Zeitraum von zwei Wochen mehrfach gelaufen. Meistens mit dem Mietwagen zu einem der drei möglichen Einstiegspunkten gefahren, sind wir dann einen Abschnitt von ca. 9 bis 12 Kilometern gelaufen und am vorbestimmten Wendepunkt umgekehrt. So haben wir die schwierige, teure und umständliche Zubringer-Problematik mit Taxi oder Freunden umgangen. Immerhin handelt es sich um ein – bis  anderthalbstündige Anfahrten über extrem kurvige Straßen am Anfang oder Ende eines Tagesabschnitts. 

Teil 1: Tazacorte – Roque de los Muchachos (18 km)

Halb neun in Puerto de Tazacorte gestartet sind wir die Tour im Uhrzeigersinn gelaufen und haben auf diese Weise gleich am Anfang die anstrengendste Etappe bewältigt: 2600 Höhenmeter mit großen Steigungen, durch die verschiedenen Vegetationszonen, herrliche Landschaften und als Krönung tolle Aussichten in den riesigen Erosionskrater der Caldera de Taburiente. Kurz vor Sonnenuntergang am Ziel auf dem Roque de los Muchachos in 2426 Metern Höhe angekommen, haben uns freundliche Menschen per Anhalter zum Ausgangspunkt nach Tazacorte zurück gebracht.

Das weltberühmte Observatorium auf dem Roque de los Muchachos

Teil 2:  Roque de los Muchachos – Refugio Pilar (26 km)

A. (12 km)

Bei Sonnenaufgang mit dem Auto die 55 Kilometer hoch zum Roque de los Muchachos. Um 10.00 Uhr Start zur Wanderung, über Steige und Pfade durch wilde Fels-Landschaften entlang der baumlosen Gipfel der Caldera. Wir treffen nur noch wenige Wanderer als es nach dem Pico de las Nieves in 2232 Metern Höhe zunehmend bergab geht. Schöne Pfade führen jetzt durch wunderschöne Gebirgslandschaften mit herrlichen Aussichten in den Krater. Am Refugio am Punta de los Roques in 2085 Meter kehren wir um und erreichen auf dem gleichen Weg kurz vor Sonnenuntergang den Roque de los Muchachos. Bei zunehmender Dunkelheit „arbeiten“ wir uns  mit dem Mietwagen zurück zu unserer Marina in Puerto de Tazacorte.

Der Kanarische Rabe ist unser Begleiter hoch über den Wolken

B. (14 km)

Bei Sonnenaufgang mit dem Auto hoch zum 30 Kilometer entfernten Refugio Pilar in 1455 Metern Höhe. Von dort Start zur Wanderung um 10.00 Uhr, die ersten 6 Kilometer in mäßigem auf und ab über schmale Waldfade entlang eines Forstweges. Als dieser unversehens endet, geht es steil bergauf durch waldiges Gelände. Je höher wir steigen, um so schöner werden Landschaften und Ausblicke, über das Ariadne-Tal bis zur Küste und den Bejenado, den einzigen freistehenden Berg der Insel, den wir ein paar Tage  zuvor „bestiegen“ haben. 

Blick in den Barranco de los Angustias bis Puerto de Tazacorte

Um 14.00 erreichen wir erreichen wir erneut die Schutzhütte am Punta de los Roques, machen uns nach einer netten Rast in guter Gesellschaft und tollem Ausblick auf den Weg zurück. Um 18.00 erreichen wir unseren Ausgangspunkt am Refugio Pliar und sind nach einer knappen Stunde zurück am Schiff in Puerto de Tazacorte.

Teil 3: Refugio Pilar – Faro de Fuencaliente (25 km)

A. (8,5 km und retour)

Wir verfahren ähnlich wie beim Mittelstück der Tour und fahren mit dem Mietwagen hoch zum Refugio Pilar, wo wir den steilen Aufstieg durch schöne Waldpfade in die Vulkanlandschaften beginnen. Der Weg führt permanent nach Süden und der erste Abschnitt bis zum Pico de Birigoyo in 1800 Meter Höhe ist noch viel begangen. Große Wandergruppen wollen sich die Besteigung eines Vulkans nicht entgehen lassen. Richtig schön wird es aber erst nach dem „Birigoyo“, als wir zunehmend in spärlich bewachsene Mondlandschaften eintauchen. Über den die Vulkane La Deseadas pfeift der eiskalte Wind mit Sturmstärke als wir über den schmalen Grat in 1949 Metern Höhe taumeln. Wir sind froh, dass wir am Deseada II unseren Wendepunkt erreicht haben und hoffen für die Fortsetzung der Tour auf besseres Wetter. 

Vulkanlandschaften mit dem Teide von Teneriffa im Hintergrund

B. (9,5 km und retour)

Für den Südabschnitt dieser Tour fahren wir mit dem Auto nach Los Canarios im Süden von La Palma – über die Inselstraße LP 2 mit der Dauerbaustelle. Bei bestem Wetter beginnen wir im Ortszentrum vom 700 Meter hoch gelegenen Los Canarios unseren steilen Aufstieg.

Gut 9 Kilometer sind es bis zu unserem Anschluss- und Umkehrpunkt am Deseada II. Der GR 131 schraubt sich über schön eingefasste Pfade durch herrliche Waldlandschaften zunehmend hoch und erreicht in steilem Anstieg über rutschiges Lavagrus schon nach anderthalb Stunde mit dem Vulkan Martin den schönsten Abschnitt des Tages. Der Vulkan Martin ist ein Bilderbuch-Vulkan und wir lassen uns den Weg zum Gipfel  in 1529 Metern Höhe nicht entgehen. 

Nachdem wir am Kraterrand ausgiebig Verschnauf- und Staunpause gemacht haben geht es 400 weitere Höhenmeter hoch bis zum Anschluss- und Umkehrpunkt auf dem Deseada. Von dort nehmen wir den gleichen Weg zurück und kommen am Nachmittag rechtzeitig in Los Canarios an, um auch noch die letzten 7 Kilometer runter bis zum Leuchtturm gehen zu können.

Der Vulkan Martin mit dem Teide im Hintergrund

C. (7 km)

Durch den Ort Los Canarios verläuft der Weg zunächst südwärts zum Vulkan San Antonio und schlängelt sich dann an dessen Westflanke steil herunter bis wir unten angekommen auf ebenen Terrain gut vorankommen, durch finstere Lavalandschaften, durchsetzt mit kunstvoll angelegten Weinbergen. Abstecher in das interessante Vulkanmuseum und auf den erst 1971 ausgebrochenen Vulkan Tenguia müssen wir vertagen. Über den perfekt angelegten Weg kommen wir auf stetigem Abwärtskurs am Spätnachmittag am Leuchtturm von Fuencaliente an. In der Cafeteria der nebenan liegenden Saline genießen wir den Sonnenuntergang bevor uns freundliche Menschen zurück zu unserem Auto in Los Canarios bringen.

Der Leuchtturm im Süden von La Palma

70 Kilometer Wanderung liegen hinter uns, verteilt auf mehrere Tage, unterbrochen durch ein paar Ruhetage und Fehlversuche. Rückblickend können wir sagen: der GR 131 ist das Wander-Highlight von La Palma. Die herausfordernde und überaus spannende Tour bietet spektakuläre Abschnitte über die höchsten Gipfel der Insel bis hin zu den faszinierenden Vulkanlandschaften und Vulkanen, deren Ausbrüche teilweise noch gar nicht lange zurück liegen .…

Der Vulkankegel des Teguia (im Hintergrund) entstand erst im Jahre 1971 und schuf bei seinen dreiwöchigen Ausbrüchen 30 Hektar neues Land