Gran Canaria

Wir sind nicht das erste Mal auf Gran Canaria und haben diesmal mit Freunden in Puerto de Mogan festgemacht, dem netten kleinen Hafen an der Wind abgewandten äußersten Südwest-Ecke der Insel. Das „Klein Venedig“ Gran Canarias ist Anziehungspunkt unzähliger Tagestouristen, die aus den Bettenburgen der Umgebung anreisen und sich von der Blütenpracht und dem Charme des Ortes anstecken oder sich von Hütchenspielern ausnehmen lassen. Uns ist erst mal etwas mulmig zumute als wir die Hinweisschilder sehen, die vor Taschendieben und Trickbetrügern warnen… 

Leitern und Touristen…

Anders als bei vielen Marinas liegt der Hafen von Puerto de Mogan quasi mitten in der Stadt, am Puls des Geschehens mit Unmengen gepflegter Restaurants und Bars. Doch Liegeplätze sind rar und in der Regel nur mit vorheriger Reservierung zu bekommen. Alternativ kann man aber auch vor der Hafeneinfahrt ankern. 

Schöne Aussicht vom Mirador aus

Wir haben rechtzeitig reserviert und nun liegt Annamera zum moderaten Preis von 25 Euro mit dem Heck zur Hafenmole, auf erstaunlich klarem Wasser. Der Wasserstand schwankt je nach den Gezeiten ganz beträchtlich und wir müssen mit einem beherzten Schritt die gewöhnungsbedürftig steile Leiter hinter dem Schiff erreichen und hoch klettern und befinden uns unversehens im Trubel der gepflegten Urlaubswelt von Puerto de Mogan. Vom Mirador hoch über der verwinkelten Altstadt genießen wir einen prächtigen Ausblick über Ort und Hafen bis weit aufs Meer hinaus.

Die Altstadt zieht sich weit den Hang hinauf

Mit dem Mietwagen fahren wir ins Landesinnere, das mit wenigen kleinen Ortschaften nur dünn besiedelt ist. Besonders hübsch ist Tejeda, ein perfekter Standort für eine kleine Einkehr, inklusive phantastischem Panoramablick auf die umliegende bizarre Bergwelt und die Felsnadel des Roque Nublo.

Die zentrale Gebirgskette um Tejeda herum
Ausblick von Tejeda

Der heilige Berg der Altkanarier liegt in etwa 1800 Metern Höhe und ist vom Parkplatz auf einer bequemen Wanderung (inklusive ein paar kleineren Kletterabschnitten) in weniger als einer Stunde erreicht. Während auf der einen Seite Wolkenwalzen dramatisch über den Kamm ziehen, reicht der Blick auf der anderen bis weit aufs Meer hinaus.

Wolkenwalze
Am Fuße des Roque Nublo

Die anschließende Rückfahrt durchs Gebirge zieht sich endlos dahin. Dabei kommen im Abendlicht die rötlichen Farbtöne der Gerbirgsformation besonders gut zur Geltung.

Nach einem solchen Highlight fällt unsere nächste Tagestour etwas enttäuschend aus. Über die Autobahn geht es an endlosen Gewerbegebieten und dem Stadtmoloch von Las Palmas vorbei in den Inselnorden, wo das Valle de Agaete als fruchtbarstes Tal der Insel voller Pflanzenpracht liegen soll.

Doch leider entpuppt sich das angepriesene Tal als knochentrocken und diesig, so dass wir es mit einem halbherzigen Wanderansatz bewenden lassen.

Puerto de las Nieves
Wilde Westküste bei Puerto de las Nieves

Da auch der angrenzende Hafenort Puerto de las Nieves nicht so recht überzeugen kann, setzen wir ganz auf die spektakuläre Westküste, auf der wir die Rückfahrt antreten. Leider auch hier Enttäuschung: Die Sicht ist nicht die beste und die Aussichtspunkte an der Straße nicht zugänglich. Als dann noch die Groß-Maschinerie des Tunnelbaus hinzukommt, macht sich Frustration breit, die nur die erneute spektakuläre Fahrt durchs Gebirge wieder kompensieren kann. 

Während Puerto de Mogan kaum ein Lüftchen trübt, herrscht seit Tagen Starkwind um die Kanaren herum, der in den Düsen im Südosten der Inseln besonders ausgeprägt ist. Einen guten Eindruck davon erhalten wir an der Dünen-Landschaft von Maspalomas, die gleich hinter dem Leuchtturm im äußersten Süden beginnt. Von den beeindruckenden Dünen reicht der Blick bis weit aufs Meer, wo ein Teppich von Schaumkämmen eine deutliche Sprache spricht. Am Strand selbst ist es gar nicht so wild, so dass wir uns ein erfrischenden Bad nicht nehmen lassen.

Beeindruckende Dünenlandschaft

Als der Wetterbericht etwas moderatere Winde ankündigt brechen wir auf, mit Ziel Teneriffa, 50 Seemeilen entfernt. In der Morgendämmerung werfen wir kurz vor Acht die Leinen los. Die ersten beiden Stunden laufen wir noch im Landschutz unter Motor. Als dann der Wind einsetzt, dauert es nicht lange bis der Windanzeiger 40 bis 45 Knoten

anzeigt. 

Kurs und Düse zwischen Gran Canaria und Teneriffa
40 bis 45 Knoten Wind sind in der Düse normal

Bei halbem Wind machen wir um sechs Knoten Fahrt und das nur unter Fock. Die seitliche Welle gebärdet sich ruppig und beschert uns ein paar kräftige Duschen. Die Crew ist etwas blass ums Näschen, hält aber tapfer durch. 

Bei schönstem Sonnenschein ist die Sicht untypisch schlecht für die Kanarischen Inseln, verursacht durch Calima, den sogenannten „trockenen Nebel“ aus der Sahara. Daher kommen erste Konturen von Teneriffa auch erst kurz vorm Ziel in Sicht.

Als wir wenig später hinter Punta Roja in die Wind-Abdeckung kommen, sind Wind und Welle plötzlich wie ausgeknipst und die Marina von San Miguel ist nur noch eine Seemeile entfernt. Nach genau 8 Stunden laufen wir in die Marina von San Miguel ein. Die Kommunikation per Funk ist schwierig und der uns per Reservierung zugewiesene Platz erweist sich als völlig unbrauchbar. Erst nach einigem hin und her wird uns eine Alternative zugewiesen, die aber gerade so akzeptabel ist, und das zu einem Tagespreis von gut 30 Euro. Das hatten wir uns anders vorgestellt! Doch nun freuen wir uns auf die Erkundung Teneriffas..