Nach mehreren Tagen am schwelligen Ankerplatz von Los Cristianos auf Teneriffa steht mal wieder ein Szenenwechsel an… Da wir La Palma wegen des Vulkan-Ausbruchs vermutlich bis auf weiteres nicht ansteuern können/wollen, haben wir einen Liegeplatz in San Sebastian auf La Gomera gebucht, gleich für einen ganzen Monat, zum recht stolzen Preis von 800 Euro.

Von Los Cristianos nach San Sebastian sind es nur 20 Seemeilen, die wir mangels Wind vollständig unter Motor zurücklegen. Wenngleich auch immer mal fetzige Böen über dem Hafen einfallen, so ist er doch gut geschützt. Die Marina liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Fährterminals. Da wir weit außen liegen, bekommen wir die Betriebsamkeit des Hafens voll mit. Auch Kreuzfahrtschiffe geben sich jetzt wieder regelmäßig die Klinke in die Hand, darunter die Riesen von TUI aus der Mein-Schiff-Flotte und die Großsegler der Sea Cloud-Flotte.
Die See ist spiegelglatt und über La Palma ist nur die (in letzter Zeit) übliche Wolke zu sehen. Diese türmt sich bei der Annäherung um einiges höher auf, doch ansonsten können wir auf der Leeseite der Insel keine besonderen Auffälligkeiten feststellen.
Anders als im weiter südlich gelegenen El Hierro werden wir hier von der Aschewolke des La Palma-Vulkans jedoch nicht behelligt. Doch die täglich eintreffenden Schreckensmeldungen und -bilder beunruhigen uns erheblich. Nach Gesprächen mit unseren Freunden Stefanie und Matthias, die auf La Palma leben, kommt die Idee auf, mit der Fähre rüber zu fahren und die beiden zu besuchen und Ihnen beim Asche schippen zu helfen….

Gesagt, getan! Nach der Terminabsprache ist die Buchung schnell gemacht und eines Sonntags setzen wir bei schönstem Wetter mit der Fähre von San Sebastian nach Santa Cruz de La Palma über.

Dieser Eindruck ändert sich allerdings dramatisch als wir durch den Tunnel auf der Westseite ankommen und sich das Vulkangeschehen dramatisch in den Vordergrund schiebt. Eine finstere Aschewolke beherrscht den Himmel und die Ascheberge an den Straßen werden immer größer. Doch abgesehen von vielfältigen Aufräumarbeiten scheint das Leben halbwegs normal weiter zu verlaufen.


Das Haus unserer Freunde liegt etwa sechs Kilometern Luftlinie vom aktuellen Vulkan-Geschehen – in sicherer Entfernung. Wenngleich über dem ganzen Ambiente ein grauschwarzer Belag liegt, so sind Haus und Hof unserer Freunde überraschend sauber und gepflegt, fast als sei alles ganz norma… Doch die beiden haben sich auch tagelang dafür abgerackert, dass es so aussieht.

Wir alle freuen uns über das Wiedersehen und verbringen einen schönen ersten Abend miteinander. Doch als wir später den Himmel über dem Vulkan in orangeroter Einfärbung erleben, hält uns nichts mehr. Die Wolken reflektieren den Lavafluss und sind ein guter Indikator für den aktuellen Aktivitäts-Zustand.

Von einem Aussichtspunkt in etwa 700 Metern Höhe haben wir einen guten Blick in Richtung Vulkan und den feuriger Lavafluss, der sich kilometerlang den Hang hinunter bis ins Meer wälzt. Im persönlichen Anblick ist dies viel dramatischer als die medial übermittelten Bilder.

Trotz der Entfernung von etwa drei Kilometern fühlen wir uns den Naturgewalten erschreckend nah. Schaurig schön anzuschauen, müssen wir uns aber vergegenwärtigen, wie viele Menschen dort unten alles verloren haben.

In der Nacht spüren wir dann die ersten kurzen Stöße der Erdbeben. Erst sind wir uns nicht ganz sicher, aber die Wiederholungen lassen keinen Zweifel. Die Stöße sind zwar nicht gefährlich, aber trotzdem ziemlich unheimlich. Am nächsten Morgen dann DIE Überraschung! Wo gestern noch alles pico-bello war, liegt heute eine Zentimeter dicke Ascheschicht, fein wie Pulverschnee und vor nichts halt machend!


Bewaffnet mit Mundschutz und Schutzbrille, Besen und Eimern machen wir uns alle an die Arbeit. Das Zeug ist schwer. Ein Eimer voll wiegt an die zwanzig Kilo. Zu Zweit tragen wir die Eimer zu einem Abhang und leeren sie dort aus. Die Sissyfus-Arbeit will nicht enden, denn durch das Fegen wirbeln wir die Asche auf, so dass sie als feinster „schwarzer Schnee“ erneut alles einpudert.


Drei Tage sind wir mit dem Fegen beschäftigt, zwischendurch bestens von Stefanie versorgt, die wunderbar kocht und uns verwöhnt. Abends spielen wir unser übliches Kartenspiel und mühen uns dabei redlich ab, nicht nur „Sparringspartner“ für Stefanie und Matthias zu sein, gegen die kaum ein Kraut gewachsen ist.
Eine Woche ist schnell verstrichen und der Vulkan scheint sich langsam ein wenig zu beruhigen. Die letzten Abende sind wir regelmäßig zu „unserem“ Aussichtspunkt gegangen, ohne nennenswerte Veränderungen zu bemerken, sodass prompt Hoffnung aufkeimt….

Doch diese sollte sich als trügerisch erweisen. Zwar erleben wir keinen weiteren Ascheregen, dafür jedoch riesige feurige Lavafontänen, haushoch in die Luft geschleudert: ein infernalisches Feuerwerk und zur akustischen Untermalung noch begleitet von einem fürchterlich rumpelnden Getöse, das wir in Kilometer weiter Entfernung sogar noch bedrohlicher empfinden als den Lavaausstoß selbst.
Am Tag unserer Rückfahrt erhalten wir dann die traurige Nachricht, dass der neue Lavastrom dieses Haus verschluckt und einen Lebenstraum zerstört hat.


Hallo Ihr beiden Abenteurer.
Schönen Dank für die bebilderten Beschreibungen. Sehr eindrucksvoll!
Wir hatten schon in den vergangenen Jahren daran gedacht bei einer unserer Tenerife Reisen, bei der wir üblicherweise auch einen Tag auf Gomera verbringen, weiterzufahren bis nach La Palma. Na ja, das wird wohl dieses Jahr nichts. Ihr wisst, dass wir vom 3. Februar bis 17. Februar auf Tenrife sein wollen, bitte haltet uns weiterhin über Eure Pläne informiert, wir hoffen, dass wir Euch auf dem Archipel, also auf der TF.Gruppe treffen können. Spanische Impfzertifikate (dreifach geimpft) haben wir dabei. Hoffentlich geht alles glatt.
Und für Euch die besten Wünsche, seid vorsichtig beim Tanz auf dem Vulkan!
Liebe Grüße von Holger und Christa