Lanzarote

Graciosa liegt hinter uns und wir machen nach einer herrlichen Überfahrt in der Marina Lanzarote fest. Vor zwei Jahren haben wir dort schon mal gelegen und alles ist sehr vertraut, selbst die Liegeplatz-Kosten haben sich nicht geändert (25 Euro pro Tag). Nun haben wir gut 10 Tage Zeit, Altes erneut zu erleben und neue Seiten der Insel zu entdecken… , doch nicht nur das, ein neues Video muss endlich fertig gestellt werden – nach drei Monaten Verspätung. So vergehen die nächsten Tage überwiegend mit Filmschnitt.

Der Binnensee Charco San Gines in Arrecife

Am Flughafen holen wir uns einen Mietwagen und machen eine erste Rundfahrt und Wanderung, von Tinajo nach Tenezar, eine Tour, die von unserem Marineiro empfohlen wurde. Der Anfang ist allerdings langweilig, doch nach einem steilen Bergaufstieg haben wir eine spektakuläre Aussicht auf das „Piratennest“ Tenezar, eine Ansammlung verschachtelter kubischer Häuser an einer wilden Bucht, nur Pisten und keine Einkehr-Möglichkeiten. Doch am Sonntag stehen – etwas befremdlich und deplaziert – vor jedem Haus Autos und die Insulaner genießen den Tag. Ein ganz anderes Bild als wir ein paar Tage später nochmal dort sind und keine Seele zu sehen ist! Dafür statt dessen tosendes Wasser und hoch brandende Gischt.

Blick auf das Piratennest Tenezar

Erstmals seit zwei Jahren haben wir wieder Besuch an Bord. Unsere Freunde Ellen und Johannes sind eingeflogen und werden uns die nächsten zwei Wochen begleiten. Vom Hafenstandort Arrecife erkunden wir gemeinsam die Nordhälfte der Insel. Ein kostengünstiges Highlight (5 Euro) ist der Mirados del Rio vom Insel-Architekten und Künstler Cesar Manrique, der 600 Meter oberhalb der wilden felsigen Nordküste einen Aussichtspunkt geschaffen hat, von wo wir die spektakuläre Aussicht auf die nahe liegende Insel Graciosa genießen. Der Aussichtspunkt ist phantastisch in die Landschaft integriert und von Graciosa aus überhaupt nicht zu sehen. Hier fällt es schwer, sich wieder loszureißen! Das nicht minder spektakuläre Wohnhaus des Architekten besuchen die Freunde alleine, weil wir es schon kennen und die Eintrittsgelder sparen wollen.

Mit Freunden in luftiger Höhe

Das Geld geben wir lieber abends aus, im Restaurant des „Lago Mar“, der ehemaligen Villa des berühmten Schauspielers Omar Sharif, die ebenfalls Cesar Manrique gestaltet hat und absolut Hollywood reif ist. In die rote Felswand eines alten Steinbruchs sind die Wohnräume um Grotten und Pools arrangiert, alles komplett in Weiß und ohne jeden rechten Winkel auskommend. Während die Dämmerung anbricht speisen wir auf der Terrasse und sind fasziniert von den Lichtspielen, die die Beleuchtung zaubert.

Typische Landschaft Lanzarotes
Lagomar, die ehemalige Villa von Omar Sharif

Lanzarote steckt voller Attraktionen. Doch dafür bleibt bei einem Segeltörn eher wenig Zeit und wir müssen am nächsten Morgen die Leinen loswerfen, um in die im Süden gelegene Marina Rubicon umziehen. Nach ein paar schönen Segelstunden runden wir bei den Papagayo-Stränden die Südspitze Lanzarotes, herrliche Strandbuchten und ein paar ankernde Segelyachten…

Die Papagayo-Buchten und -Strände vom Land aus gesehen

Doch die Marina ist auch nicht von schlechten Eltern. In ein nobles Hotelambiente integriert und mit Swimmingpool lässt es sich bestens aushalten. Der Mietwagen – von Anett während der Segelstunden überführt -parkt ganz in der Nähe des Schiffes und steht am nächsten Tag für die Südhälfte der Insel zu Verfügung.

Marina Rubicon mit Annamera (in der Bildmitte)
Die Marina verfügt sogar über einen Pool..

Schwerpunkte unseres Programms: El Golfo, die Feuerberge „Timanfaya“ und das Weinanbaugebiet La Geria. Die Südhälfte der Insel ist viel dünner besiedelt und macht einen wesentlich geordneteren Eindruck. Die Natur ist mit jungen Vulkanlandschaften omnipräsent, seitdem vor 300 Jahren Dutzende Vulkane ausgebrochen oder neu entstanden sind!

Besucherzentrum im Nationalpark Timanfaya

Die Rundfahrt im Nationalpark vermittelt ein gutes Bild von den damaligen Vulkan-Aktivitäten. Da fehlt eigentlich nur ein zünftiger Kamel-Ausritt, in einer Landschaft die afrikanischer kaum sein kann. Wir verkneifen uns allerdings den (gar nicht mal so teuren“ Spaß (6 Euro), schauen aber fasziniert zu, wenn die Wüstenschiffe in langer Reihe an uns vorbei ziehen. 

Wüstenschiffe warten auf Kundschaft

Das Weinanbaugebiet im Inselinneren liegt in einer sanft hügeligen Vulkan-Landschaft. Die Reben sind überwiegend in aufwendig angelegten Mulden angepflanzt, um vor dem vorherrschenden Passatwind geschützt zu sein.

Die Weinstöcke müssen aufwändig vor dem Wind geschützt werden

Mehrere Bodegas laden zur Weinverkostung ein, wir entscheiden uns letztlich für die  Bodega Rubicon, wo der Mavasia Secco ganz ausgezeichnet schmeckt und wir ein paar Flaschen mitnehmen.

Der weitere Törnverlauf soll eigentlich über Fuerteventura nach Gran Canaria gehen. Doch das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung. Da für fast die ganze zweite Törnwoche zu starke Winde angesagt sind, müssen wir umdisponieren. Dafür geben wir das Auto etwas vorzeitig ab und brechen am einzigen Tag mit halbwegs moderaten Winden zur Nonstop-Passage nach Gran Canaria auf. 135 Seenmeilen sind es bis nach Puerto de Mogan im Süden von Gran Canaria. Der Wind spielt mit und wir machen gut Strecke.

Angenehmes Segeln den ganzen Tag über …

Während Annamera in die Nacht hinein segelt ziehen sich die Freunde in die Kojen zurück. In den Nachtstunden, vom Halbmond illuminiert, läuft alles erst mal recht angenehm ab, doch dann erwischt uns voll die berüchtigte Düse zwischen den Inseln, mit mittleren Windstärken um 40 Knoten und Spitzen bis zu 50! 

In der Düse fetzt es mit bis zu 50 Knoten Wind (Windstärke 10)

Zur Morgendämmerung rauschen wir mit einem winzigen Tuch Segelfläche auf Maspalomas zu. Als die Strömung auch noch verrückt spielt, läuft der Motor mit, um Annamera besser „in der Spur“ zu halten.

Nur mit einem winzigen Stück Tuch rauschen wir durch die Düse

Kaum haben wir den Leuchtturm Maspalomas passiert ist der Spuk auf einmal schlagartig vorbei und in Minuten stellt sich Flaute ein. Jetzt brauchen wir nur noch zwei Stunden bis Puerto de Mogan, wo wir nach genau 24 Stunden in einer viel zu kleinen Box und zwei Meter Tidenhub festmachen. 

Hafeneinfahrt von Puerto de Mogan mit dem turmartigen Hafenamt

Nun wartet nach Graciosa und Lanzarote mit Gran Canaria bereits die dritte Kanareninsel auf unsere Erkundung…