Märchenhafte Wanderungen auf Santa Maria

Wie es scheint erleben die Azoren gerade einen Jahrhundert-Sommer und wir dürfen dabei sein. Während die Arbeiten am Schiff vorangehen, schnüren wir täglich die Wanderstiefel und lassen kaum einen Wanderweg aus. Für die 78 Kilometer lange Inselumrundung benötigen wir viereinhalb Tagesetappen. Die Inselumrundung ist sehr lohnend, bis auf den Abschnitt von Vila do Porto entlang des Flughafens nach Anjos, wo sie mehrere Kilometer an öden Zäunen vorbei führt und am Anfang und Ende schlecht ausgeschildert ist.

Den Abschnitt am Flughafen sind wir nur aus „Pflichterfüllung“ gelaufen, um die ganze Insel-Umrundung abzuschließen!

Die schönsten Abschnitte mit oft spektakulären Eindrücken und Ausblicken liegen auf der Ostseite der Insel zwischen Norte und Praia Formosa und um den Pico im Inselzentrum.

Ausgangspunkt unserer Wanderungen ist immer Vila do Porto, die Inselhaupstadt, sei es zu Fuß oder mit dem Bus
Hier ist Annamera noch aufgebockt an Land

Unsere zwei Lieblingstouren haben beide Sao Lourenco im Süden der Insel zum Ziel. Tour 1 startet in Praia Formosa und führt quer über die Insel und über den höchsten Berg Pico Alto und dann weiter über Santa Barbara nach Sao Lourenco, während  Tour 2 im Osten bei Caleta beginnt und immer an der Küste entlang über den Leuchtturm und Maya nach Sao Lourenco führt. 

Meistens ist die Beschilderung sehr gut!

Wir halten uns im großen und ganzen an die Etappenvorschläge des Touristenbüros und fahren meist mit einem der Linienbusse zum Einstieg eines Wanderabschnittes. Dabei erleben wir oft schon bei der Anreise perfektes Sightseeing, besonders mit dem Bus der Linie 3 (Ziel Malbusca), der schlangenförmig den ganzen Ostteil der Insel abfährt. Die Fahrdauer beträgt etwa 50 Minuten und wir steigen bei der Haltestelle Caleta 2 ganz im Osten aus.

TOUR 1

Zu Fuß über den Küstenwanderweg GR1 oder mit dem Bus erreichen wir den Badeort Praia Formosa. Am Ortseingang ist die 17,6 Kilometer lange Route als PR 06 nach Pico Alto und Sao Lourenco ausgeschildert. Sie ist von mittlerem Schwierigkeitsgrad, umfasst ca. 750 Höhenmeter (rauf und runter) und dauert etwa 5 Stunden.

Der Pico Alto voraus, ein Ziel, das wir dreimal „angesteuert“ haben …

Der 6 Kilometer lange Aufstieg auf den mit 587 Metern höchsten Berg Pico Alto ist meist steil, führt aber durch äußerst abwechslungsreiches Gelände, das immer wieder Assoziationen an einen verwunschenen  Märchenwald oder den Film „Ronja Räubertocher“ weckt. Unterhalb des Gipfels und natürlich vom Gipfel selbst eröffnen sich zunehmend herrliche Ausblicke auf die Insel. Nach dem Gipfel geht es auf der anderen Seite durch dichten Bestand mit Mammutbäumen über eine steile, rutschige Rinne bergab nach Santa Barbara, wo sich eine Rast im einzigen (?) Lokal des Ortes anbietet. 

Mammut-Bäume auf Santa Maria

Wir sind jetzt etwa 11 Kilometer unterwegs und haben noch 6 vor uns. Nach der Hälfte davon erreichen wir die Steilküste hoch oberhalb von Sao Lourenco mit faszinierenden Ausblicken auf die Bucht und den Ort. Der steile Abstieg schlängelt sich durch herrliche Weinberge bringt uns eine Stunde später runter in den Ort mit langem goldgelbem Sandstrand und hübscher Besiedelung. Per Anhalter kehren wir in die 18 Kilometer entfernte Hauptstadt Vilo do Porto zurück. Erstaunlicherweise gibt es von Sao Lourenco keine Busverbindung mit Vila, der „Hauptstadt“. Ein Taxi müsste man extra rufen. Für die Fahrt bis in die Marina werden etwa 16 Euro berechnet.

Sao Lourenco von ganz oben. Der Abstiegt von hier verläuft in steilen Schlangenlinien

TOUR 2

Um 12:40 Uhr beginnt die „Reise“ im Ortszentrum von Vila do Porto mit dem Linienbus Bus Nr 3. Nach etwa 50 Minuten schönster Sightseeing-Tour durch den bewaldeten Ostteil der Insel steigen wir an der Haltestelle Caleta II aus. Genau hier kreuzt die Buslinie den Wanderweg und wir müssen uns entscheiden, ob wir im- oder gegen den Uhrzeigersinn laufen wollen. Beide Abschnitte sind etwa 17 Kilometer lang. Der eine führt (zurück) nach Vila do Porto und der andere gegen den Uhrzeigersinn nach Sao Lourenco und ist unser zweiter Lieblingsabschnitt!

Beginn von Tour 2, bequem mit dem Bus Nr 3 und Haltestelle Caleta II zu erreichen!
Phantastische Lage des Leuchtturms

Es beginnt sogleich spektakulär mit dem sehr exponiert liegenden Leuchtturm und der alten Walfabrik tief darunter. Weiter geht es über einen kurzen Straßenabschnitt an der Küste entlang nach Maya, einem sehr gepflegten Seebad mit schneeweißen Häusern, Meerwasserpool und 150 Meter hohem Wasserfall. Über supersteile Weinberg-Terrassen klettern wir den Steilhang hoch, bis wir oben am Wasserfall ankommen und eine Rast mit spektakulärer Aussicht einlegen. Einige Kilometer weiter kommen wir über liebliche Wald- und Wiesenabschnitte nach Espirito Santo, wo man gegen 17:45 mit dem (gleichen) Bus für wenig Geld zurück nach „Vila“ fahren könnte. 

Maya von oben
Maya von unten

Von Espirito Santo nach Sao Lourenco sind es jetzt noch etwa 6 Kilometer. Über abwechslungsreiche Landschaft und kleine Abstecher zu der Quelle  „Fonte Clara“ und einen herrlichen Aussichtspunkt mit Blick über die Bucht von Sao Lourenco kommen wir zuletzt zum (super-steilen) Abstieg durch den Weinberg runter zum Strand von Sao Lourenco.

Idyllische Landschaft mit dünner Besiedlung …
… und oft gleich darauf wieder Abschnitte mit Märchenwald-Charakter!

Es beginnt bereits zu dämmern und wir müssen sehen, wie wir zurückkommen. Da weder Bus nach Taxis zur Verfügung stehen, halten wir den Daumen raus. Ein überaus freundlicher Insulaner, der eigentlich nur bis zum nächsten Ort wollte, bringt uns sogar quer über die Insel bis in die Marina. 

Sao Lourenzo von der anderen Seite der Bucht

Wir sind mittlerweile über zwei Wochen auf Santa Maria und haben die Insel als echtes Wanderparadies erlebt. Annamera liegt seit ein paar Tagen wieder im Wasser und alles ist für vorbereitet für die Weiterfahrt nach Madeira, nur das richtige Wetterfenster lässt noch auf sich warten… Wir werden in Kürze berichten, wie es weitergeht!

… hoffentlich etwas angenehmer?