Mit unseren Mittelstrecken-Passagen haben wir in letzter Zeit Glück gehabt, ganz anders anders als bei den Langstrecken von 1500 Seemeilen Plus!
Die Passage von Funchal nach Graciosa ist mit knapp 300 Seemeilen dagegen nur ein „Leichtgewicht“. Dennoch wollen auch die „bewältigt“ werden, und zwar (wie immer) auf möglichst angenehme Art.

Deswegen schauen wir uns diverse Wetterberichte genau an und entscheiden uns dann für das (vermeintlich) optimale Wetterfenster. Wir vertrauen – nach guten Erfahrungen – mittlerweile voll auf „Weathertrack“ und staunen immer wieder über die Präzision der Vorhersagen.
Angesagt sind moderate Winde um 4 Beaufort, mit einigen Leichtwindabschnitten zwischendurch und gewürzt mit ein paar kürzeren Starkwindpassagen. Und genau so wird es auch. in den kurzen Flautenphasen läuft der Motor mal für ein Stündchen, sonst haben wir durchweg angenehmes Segeln um 4 Windstärken.

Wir kommen gut voran, sind am Ende sogar zu schnell und müssen die letzten Nachtstunden verbummeln, um an Ankerplatz von Graciosa nicht im Dunklen einlaufen zu müssen.
Der Anker fällt „pünktlich“ mit dem Sonnenaufgang um acht vor der Playa Francesa auf der kleinen Kanareninsel Graciosa fällt, die Nordküste von Lanzarote mit ihrer schroffen, unbesiedelten Felsenküste in greifbarer Nähe. Der Ankerplatz ist einer der besten, wenn nicht gar der beste des ganzen Kanaren-Archipels.

Normalerweise muss man sich (als Segler) 30 Tage (!) zuvor online anmelden. Darauf haben wir diesmal großzügig verzichtet, denn von Madeira kommend ist es kaum möglich, einen realistischen Ankunftstag zu nennen.
Leider ist es bei unserer Ankunft so düster, dass der herrliche Farbmix aus goldgelbem Strand, rotbraunen Bergen und türkisfarbenem Wasser nicht so recht zur Geltung kommt.


Das ist auch erst mal egal, da wir uns – hundemüde – erst nochmal ein bisschen aufs Ohr legen. Ein paar Stunden später sieht es aber nicht besser aus. Wir rudern trotzdem an Land und schauen uns erstmal in der „Hauptstadt“ um, einem Wüstennest mit Sandpisten, schneeweißen Häusern und dem belebten Hausstrand. Es ist Sonntag und die Kneipen sind gut besucht, denn die Fähren vom naheliegenden Lanzarote sorgen für einen steten Zulauf von Tagesausflüglern.


Außerhalb der Ortschaft ist davon – bis auf ein paar tapfere Radfahrer und die unvermeidlichen Jeeps (auf ihren Wüstensafaris) nichts zu sehen. Beim Wandern über das hügelige Terrain haben wir die Insel ganz für uns allein: Afrika ohne Baum und Besiedlung! Völlige Stille, eine Komposition aus Gelb- und Brauntöne und eine Wohltat fürs Auge!

Das Wetter ist wieder sein normales Selbst und wir machen in den nächsten Tagen diverse Erkundungstouren, darunter eine komplette Insel-Umrundung von 20 Kilometern und eine kleinere Runde auf den Montana Amarilla, der direkt über der Ankerbucht thront. In beiden Fällen wird es abends spät und wir müssen uns am Ende mächtig beeilen, um noch beim letzten Licht zurück am Dinghy zu sein. Bei komplett unbefestigten, rutschigen und unbeleuchteten Pfaden hätte das sonst unangenehm ausgehen können.

Wir haben die Insel-Ausflüge und ruhigen Ankertage sehr genossen und können die Insel jedem sehr empfehlen. Doch Abschied gehört zum Langfahrt-Alltag wie die Ente zu Peking. Lanzarote wartet! In der Marina in Arrecife haben wir einen Liegeplatz reserviert und wir lichten den Anker, bei Bestwetter.

25 Seemeilen sind es bis Arrecife. Der Wind spielt mit und Annamera läuft vor dem Wind zur Bestform auf. Ein paar Stunden später haben wir bereits in der Marina festgemacht und haben jetzt eine Woche Zeit, Lanzarote zu erkunden. Darüber mehr im nächsten Blog.