Robinsonade auf Cayo Largo

Als wir zum zweiten Mal von Cienfuegos nach Cayo Largo aufbrechen, wissen wir noch nicht, dass es unser letzter Aufenthalt in Cienfuegos wird. Die Stadt mit ihrem hübschen historischen Zentrum hat uns gut gefallen und wir haben im Laufe der Zeit sogar Anlaufstellen für sehr leckeres Gebäck und Cafe Latte gefunden, ein Genuss nach Wochen mit einigen Entbehrungen …. 

75 Seemeilen von Cienfuegos bis Cayo Largo, gerne mit Ankerstopp auf Cayo Guano del Este
Ankerplatz vor Cayo Guano del Este, das einzige Schiff vor der Insel mit dem Raketen-Leuchtturm

Auf halber Strecke nach Cayo Largo machen wir Station auf Cayo Guano del Este, der winzigen kargen Insel mit dem interessanten russischen Leuchtturm in Raketenform, vor dem wir ankern. Diesmal gehen wir auch an Land und lernen die Leuchtturmwärter kennen, die uns zu verstehen geben, dass wir uns frei bewegen dürfen, obwohl die Insel militärisches Sperrgebiet ist. Als wir nach einer guten Stunde zur Anlegestelle zurückkehren, ist einer der Soldaten gerade mit Schnorchelausrüstung im Wasser, um uns bald darauf mit einem frisch gefangenen, riesigen Lobster, Kartoffeln und Yams zu beschenken! Das Abendessen ist gesichert! Wir revanchieren uns mit einer Flasche Rum, der inoffiziellen Tauschwährung.

Auf der Weiterfahrt nach Cayo Largo völlige Windstille, so dass wir uns über die Flachwasserbänke mit herrlichsten Türkis-Tönen trauen, immer nur eine Handbreit Wasser unterm Kiel…! Vor dem felsigen Cayo Sal fällt der Anker zur zweiten Übernachtung und wir nutzen das ruhige Wetter zu einer Schnorcheltour.

Nach dem Sundowner irritiert plötzlich auffrischender Wind mit stark zunehmender Tendenz, so dass eine Nacht auf dem ungeschützten Ankerplatz ausgeschlossen ist. Bei völliger Dunkelheit und heulendem Wind suchen wir uns die schmale Durchfahrt durch das Riff, wo die Wassertiefe in kürzester Zeit von fünf auf über 1000 Meter abfällt. Der ruppige 20-Meilen-Ritt nach Cayo Largo ist in weniger als drei Stunden überstanden und dann können wir an bewährter Stelle vor Playa Sirena ein spätes Abendbrot einnehmen und eine ruhige Nacht verbringen.

Bei völliger Dunkelheit halten wir uns von den Flachwasser-Zonen fern
Ankerplatz vor Playa Sirena

Erste Pflicht in einem anderen Landesbezirk ist die Anmeldung beim (zuständigen) Hafenamt, in unserem Fall auf Cayo Largo. Pirie, der nette Hafenmeister der Marina begrüßt uns wie alte Freunde und nach dem Festmachen sind die Formalitäten in kürzester Zeit erledigt: Fiebermessen von der Ärztin und Abgabe des Despachio (eine Art Laufzettel mit Vermerken über die von uns zuvor besuchten Stationen).

Die Insel Cayo Largo hat (etwas abseits gelegen) sieben Hotels und ungefähr 3000 Hotelbetten. Wir hören, dass jetzt auch das letzte der Hotels und der Flughafen geschlossen sind und wir die einzigen Touristen seien. Das soll uns nur Recht sein. Mit den Fahrrädern erkunden wir die Insel und erleben, wie die Natur langsam das Kommando über einige der Hotelanlagen übernommen hat.

Die Hotelanlagen wachsen langsam zu

Hinter den Hotelanlagen gehen die Straßen erst in Wege und dann zunehmend in Sandpisten über, die das Rad-Fahren irgendwann unmöglich machen.

Je weiter östlich, umso beschwerlicher wird das Fahren

Nachdem wir die Marina verlassen haben, streunen wir über die Ankerplätze bei Cayo Largo und führen bei abnehmenden eigenen Vorräten ein Robinson-Dasein mit Kokosnüssen, Conchmuscheln und gelegentlichem Lobster.

Kokosnüsse und Conch-Muscheln „knacken“ wir mit dem Beil

Das Wetter ist perfekt und den kilometerlangen Traumstrand haben wir ganz für uns alleine. Machmal „ernten“ wir jeden Tag eine große Conch, die im flachen Wasser reichlich zu finden ist und experimentieren mit der Zubereitung. Nachdem wir sie (in einer brachialen Aktion) erst mal vom Muschgehäuse gelöst haben, wird das weiße Fleisch mit Zitrone und Olivenöl mariniert, dann ganz klein gehackt und mit einem Teig oder Kartoffeln zu Conch-Fritters gebraten, die wir dann knusprig braun mit Krautsalat verzehren. Mit dem Fischfang haben wir keinen Erfolg. Das flache Wasser mit feinstem Sandgrund scheinen die Fische nicht zu mögen. 

Conch-Fritters a la Annamera

In Sichtweite von Cayo Largo ankern wir vor dem Ballenatos-Riff und springen sogleich ins Wasser. Gegen einige Strömung kämpfen wir uns zu den Korallen vor.

Ankerplatz vor dem Ballenatos-Riff

Haie soll es hier auch geben und ich bin ganz wild drauf, einen zu sehen, leider vergeblich. Korallen und Fische enttäuschen zwar nicht, können aber nicht mit dem Unterwasser-Reichtum von Bonaire mithalten. In der Hinsicht sind wir ganz schön verwöhnt.

Schönste Wasserfarben am Playa Sirena vor Cayo Largo

Zurück vor Playa Sirena machen wir endlose Spaziergänge am Traumstrand, der uns ganz allein „gehört“. Wo sonst Tausende in der Sonne rösten, sehen wir höchstens alle paar Tage mal ein anderes Paar. Doch dafür sichten wir endlich unseren Vorzeige-Hai. Nur zehn Meter entfernt schwimmt er ganz lässig im flachen türkisfarbenen Wasser. Als wir ihn am nächsten Tag erneut suchen, haben wir eine lange Stange dabei, in erster Linie, um sie als Kamera-Stick zu verwenden und um näher an den Hai heranzukommen. Ansonsten könnte die Stange von immerhin zwei Metern Länge vielleicht noch von anderem Nutzen sein, wie wir bald sehen werden. Auf dem Weg zu „unserem“ Hai ist ein Einlauf in die Lagune zu überqueren, der etwas tricky ist und jedes Mal anders durch die sich ständig verändernden Sandbänke. Diesmal bekommen wir einen gehörigen Schreck! Anett versinkt nämlich auf einmal bis zu den Oberschenkeln im Malsand und bei mir fängt der „Abstieg“ auch schon an: ganz schön gefährlich! Aber mit der Stange kann ich Anett aus dem Schlamassel befreien und vom dem Hai wollen wir jetzt nichts mehr wissen!  

Ohne die Stange hätten wir ein Problem gehabt…!

Ansonsten perfekte Tage am laufenden Band! Ein Traumstrand mit dem besten Sand unserer ganzen Reise …

Land Art! Meistens so ….
… manchmal aber auch so!

Farbkompositionen wie von Künstlerhand, herrliche Sonnenuntergänge und als Krönung ein Lagerfeuer unter Palmen, während Annamera sanft vor dem Strand schaukelt… Durch eine ausgesprochen stabile Wetterlage können wir unser Robinson-Dasein voll auskosten, …. bis sich mal wieder eine Kaltfront aus dem Norden ankündigt und wir uns in die Marina verziehen…

Wir ankern gerne hinter der Sandbank, die sich immer mehr ausdehnt …
… und sich zunehmend ins Fahrwasser „reinfrisst“!
Wir sind zeitweilig die einzigen „Touris“ auf der Insel, so wie heute!
Ein weiterer unvergesslicher Abend!