Was sind wir doch für Glückspilze!
Annamera ist nun schon seit Monaten verkauft, aber wir brauchten uns noch immer nicht von ihr verabschieden!


Im Gegenteil: Während Annamera in der Marina Puerto Calero auf Lanzarote vertäut ist, sind wir weiterhin an Bord und sogar unsere Kinder kommen uns zu einem letzten Bootsurlaub besuchen.
Doch jetzt soll Annamera nach Schweden überführt werden und wir wollen das erste schwierige Teilstück zum nördlichen Portugal übernehmen: exakt 1000 Meilen meist gegen Wind und Wellen. Anett ..“is not really amused“ und muss von mir erst überzeugt werden. Schließlich aber stimmt sie zähneknirschend zu, zumal es so aussieht, als hätten wir genügend Zeit, um uns die passenden Wetterfenster auszusuchen! Leider haben wir Anfang April eine beständige Starkwind-Periode aus Nordost, genau aus der Richtung, wo wir hinwollen!

Da wir nicht ewig warten können, entschließen wir uns trotzdem zum Aufbruch, zunächst jedoch in Richtung Madeira/Porto Santo, das wir unter den gegebenen Verhältnissen vielleicht geradeso anlegen können.

Wie der Titel schon sagte, wird es ein Segelerlebnis zum Abgewöhnen!

Während Annamera unter stark gerefften Segeln tapfer gegen an stampft und reichlich Wasser überkommt, leidet die Crew und der Käpt`n wird nach dreißig Jahren zum ersten Mal wieder seekrank! Die ersten 24 Stunden des ruppigen 300-Meilen-Törns sind richtig übel und wollen einfach nicht enden!

Doch Segeln ist nicht selten das reinste Kontrastprogramm und so auch hier: den ganzen Nachmittag vor dem „Zieleinlauf“ schönstes Cruisen, und als der Anker schließlich im schönsten Abendlicht im Hafen von Porto Santo fällt, sind die Leiden der ersten Hälfte schnell vergessen.




Es ist bereits unser dritter Besuch auf Porto Santo und wir genießen Wanderungen und Annehmlichkeiten der kleinen portugiesischen Insel, immer jedoch mit dem Seitenblick auf die Wetterkarte. Denn wir sind ja nicht zum Spaß hier, haben schließlich noch nicht mal ein Drittel der Strecke geschafft!







Fünf Tage warten wir ab. Schließlich wird der Wind schwächer, dreht langsam sogar auf Nord. Doch wir brauchen ihn aus Nordwest, sonst können wir Nordportugal nicht anlegen und mit der Algarve – so schön wie sie für Segler auch sein soll – ist uns im Moment nicht gedient.


Als sich ein „Flauten-Korridor“ zwischen einer Nordost- und Nordwest-Windzone andeutet, wollen wir es wagen…: zunächst unter Maschine Richtung Norden, um in die westliche Winddrift zu gelangen. Wir rechnen vorsichtshalber schon mal durch, ob unser Dieselvorrat im Falle einer anhaltenden Flaute möglicherweise sogar bis zum Zielhafen reichen könnte.

Die Rechnung geht auf: zwei volle Tage Motorfahrt später, meist durch spiegelglattes Wasser mit endlos langer Dünung, setzt der erhoffte Wind ein und beschert uns für die zweite Hälfte der Strecke ein herrliches Segelerlebnis

Zwar wollen wir eigentlich nach Porto, entschließen uns aber wegen der – in diesem Seegebiet unstetigen Wetterlagen und ohne aktuellen Wetterbericht – für Cascais, in der Nähe von Lissabon, an der Mündung des Tejos gelegen.









