Segelpause auf Gran Canaria

Von Lanzarote kommend machen wir nach 100 Seemeilen und einer weitgehend angenehmen Nachtfahrt vormittags in der Marina Las Palma fest. Diese liegt etwa in der Mitte zwischen dem langen Stadtstrand und der Altstadt. Eine Hauptverkehrsstraße führt direkt an der Marina vorbei und das Krankenhaus ist in Sichtweite. Aus dessen Richtung nerven in beständiger Folge die unterschiedlichsten Sirenentöne. Nach Punta Delgada ist Las Palmas die erste Großstadt seit Monaten und wir müssen uns erst wieder dran gewöhnen. 

Las Palmas mit Hafen

Es dauert eine ganze Weile bis wir endlich eine Fußgängerzone erreicht haben und von da ist es nicht mehr weit bis zur Altstadt, die deutlich sichtbar von der Kathedrale markiert wir. Drum herum hübsche Plätze und stattliche Gebäude, darunter das prächtige Kolumbus-Haus, in dem der Entdecker aber anscheinend gar nicht gewohnt hat. Macht nichts, denn das darin befindliche Museum ist ein echtes Highlight und entschädigt auch für den langen Anmarsch. 

Kolumus-Haus in der Altstdadt Vegueta

Nach einem Tapas-Snack und ein paar Stunden später haben wir bereits das Gefühl, genug gesehen zu haben. Daher „vergnügt“ sich der Käpt´n am nächsten mit Filmschnitt, während Anett noch mal eine zweite „Runde“ dreht, den Strand entdeckt und dabei auch in etwas zwielichtige Gegenden kommt. 

Stattlicher Stadtstrand von Las Palmas

Zwei Tage Las Palmas erscheinen uns mehr als genug! Es ist nicht so, dass die Stadt enttäuscht, aber wir wollen einfach mehr von der Insel sehen und haben für zwei Tage einen Leihwagen gemietet. Über das sehr hübscher Teror (mit einem R) kommen wir ins gebirgige Inselinnere, wo wir die Auswirkungen des verheerenden Waldbrandes vom August erleben:

Bergdorf Teror
Waldbrandgebiet

Verbrannte Erde wohin das Auge reicht. Ansonsten Gebirge satt und zwar vom Feinsten. Bizarre Felsnadeln ragen steil empor, darunter der Roque Nublo, der heilige Berg der Ureinwohner.

Gebirge im Inselzentrum

Da wir nachmittags mit einer Freundin verabredet sind, fehlt leider die Zeit für eine Besteigung. Über eine abenteuerlich schmale Gebirgsstraße gelangen wir schließlich nach Puerto de Mogan, wo wir Tatjana in ihrem Haus in der Altstadt besuchen und dabei auch ihre beiden Kinder Rosaria und Josef kennen lernen.

Da sich alle gut verstehen und Tatjana Platz hat, ist es bald beschlossene Sache, dass wir nicht zurück zum Schiff fahren, sondern bei ihr übernachten. Wir haben uns viel zu erzählen und es wird eine lange Nacht …

Blick über Puerto de Mogan

Nach einem leckeren Frühstück auf der Terrasse – mit bestem Hafenblick – brechen wir erneut auf ins Landesinnere, diesmal aber von Süden aus. Über die Aurobahn sind wir in Null-Komma-Nichts in Maspalomas, wo wir den gewaltigen Leuchtturm und eine Dünenlandschaft erkunden, die glatt mit Sahara-Dünen mithalten kann. Eigentlich fehlen nur ein paar Kamele.

In den Dünen von Mspalomas

Von Maspalomas führt ein tiefer Barranco geradewegs nach Norden. Die Landschaft mutet immer afrikanischer an und wir sind nicht verwundert, als uns dann in Arteara tatsächlich eine Kamelkarawane begegnet, mit beleibten Touristen im Doppelsattel …

Sehr afrikanisch anmutende Landschaft

Ein paar Kilometer weiter gibts im hübschen Bergdorf Fataga ein leckeres Mittagessen und bald darauf parken wir das Auto in der Nähe des heiligen Berges „Roque Nublo“, in etwa 1500 Metern Höhe. Trotz des Sonntags ist es nicht zu voll und der Aufstieg ist verhältnismäßig einfach, sogar für den Käpt´n, der immer noch einige Probleme nach seiner Knieverletzung hat.

Auf dem Weg zum Roque Nublo

Nach nur anderthalb Kilometern und 150 Höhenmetern erleben wir den Berg von seiner besten Seite, als bizarre Felsnadel im schönsten Abendlicht und in herrlicher unberührter Gebirgslandschaft und sogar mit Fernblicken auf das Meer in der Ferne. Die Rückfahrt geht wieder im die enge Gebirgsstraße und beschert uns noch ein paar skurile Erlebnisse.

In Molina de la Viento

Weil es so schön war, verbringen wir auch die zweite Nacht in Tatjanas Haus, brechen aber schon früh am nächsten Morgen auf, um das Auto in Las Palmas zurück zu geben. Je näher wir der Stadt kommen, umso dichter wird der Verkehr. Doch am Ende sind wir gut in der Zeit und schaffen es sogar noch, im Marinabüro vorbeizufahren und auszuchecken und sind dabei sehr überrascht über den günstigen Preis von etwa 12 Euro pro Tag.

Marinabüro

Die Abgabe des Autos ist schnell erledigt und Annamera wartet bereits reisefertig auf uns. Um die halbe Insel herum steuern wir erneut Puerto de Mogan an, diesmal auf eigenem Kiel.

Hafenausfahrt von Las Palmas

Für die Marina haben wir uns für die nächsten Tage eine (dringend notwendige) Reservierung besorgt. Da wir bei unserem späten Aufbruch und 50 Seemeilen Entfernung kaum bei Helligkeit ankommen werden, haben wir von vorn herein eine Nacht am Ankerplatz eingeplant.

Touri-Hochburgen an der Südküste Gran Canarias

Der Wind ist anfangs sehr schwach und wir motoren dicht unter Land, vorbei an ziemlich trostlosem Ambiente. Mit zunehmender Zeit legt der Wind zu und am Ende haben wir immerhin 20 schöne Segelmeilen auf der Logge. Ab Leuchtturm Masplaomas muss allerdings wieder die „eiserne Fock“ ran. Entlang der Touristen-Hochburgen der Südküste drücken wir noch ein bisschen mehr aufs Gas und schaffen es gerade noch rechtzeitig zur blauen Stunde nach Puerto de Mogan, wo unmittelbar vor dem Hafen der Anker fällt.

Hafenturm von Puerto de Mogan

Der Ankergrund ist allerdings nicht gut und die Kette schleift hörbar immer wieder über Steine. Dennoch wird es eine ruhig Nacht. Doch kaum ist die Sonne aufgegangen, erwacht die Bespaßungs-Maschinerei: Ausflugsboote und Jetskis ohne Ende. Wir wollen auch was erleben, begnügen uns aber mit Taucherbrille und Flossen. Dabei entdecken wir neben ein paar putzigen Fischen eine alte Mole, die in der Seekarte nicht eingezeichnet ist – nicht allzu weit von unserem Heck entfernt!

Über Funk melden wir uns bei der Marina an und ein Marinero weist uns unsere Lücke zu. Doch der Kanal zu unserer „Box“ ist extrem eng und die Einfahrt richtig tricky. Deshalb verfolgt auch eine ganze Traube von gerade eingetroffenen Ausflüglern unser Manöver. In der ersten Reihe liegen wir wie auf dem Präsentierteller, mit dem Heck zu Mole, auf der Hunderte Touris flanieren.

Mitten in der ersten Reihe ….

Puerto Mogan ist nämlich ein äußerst attraktiver Hafen, weitgehend autofrei, mit hübschen kleinen Gassen, Palmen und jeder Menge Blumenrabatten, ganz anders als die Hotelburgen in den Nachbarorten. 

Im Zentrum von Puerto de Mogan

Wir bummeln ebenfalls gerne durch den Ort, zur Außenmole und hoch auf den Mirador, von wo aus wir die perfekte Aussicht auf den den ganzen Ort haben, Hafen inklusive. Doch wir wollen auch noch etwas von der „Nachbarschaft“ sehen und machen uns mit dem Linienbus auf in den Nachbarort Puerto Rico, wo wir über die terrassenförmigen Touriburgen staunen die sich ganze Berghänge hinauf ziehen. Wer hier Urlaub macht, kann einem fast leid tun …

Puerto Rico

Am Vorabend unserer Abreise will uns Tatjana noch „ihren“ Hotelpool zeigen, wo sie eine Tauchausbildung macht. Das „Hotel Cordial“ hat sich im Barranco von Puerto de Mogan „breit“ gemacht und besitzt eine tolle Pool-Landschaft, die wir auch liebend gerne mit benutzen…

Am letzten Tag checken wir bereits am frühen Morgen aus und machen das Schiff fertig für die Abreise. Doch bevor es endgültig so weit ist, machen wir vor der Küste noch einen kleinen Segelausflug mit Tatjana und den Kindern. Nur schade, dass kein Wind weht. Spaß hat es trotzdem gemacht und die Ausschiffung an der Mole muss – wegen der vielen Ausflugsschiffe – schnell gehen – und wird richtig spannend.

Hafenausfahrt mit U-Boot

Teneriffa ist 57 Seemeilen entfernt und wir schnuppern bereits den heimatlichen Stallgeruch von La Palma. In der Düse zwischen Gran Canaria und Teneriffa kommen wir gut voran, sind nur erstaunt, dass wir den (normalerweise) allgegenwärtigen Teide diesmal nicht zu Gesicht bekommen.

Die letzten Törn-Elemente

Es ist nämlich sehr diesig und auch von der naheliegenden Nachbarinsel La Gomera ist nichts zu sehen, was sehr ungewöhnlich ist. Es ist längst dunkel, als unser Anker vor Los Christianos fällt, wo wir einen ruhigen Ankerplatz für die Nacht finden. Ganz ohne Wind motoren wir am nächsten Vormittag zu unserer letzten diesjährigen Station, nach La Gomera, wo wir Freunde treffen und noch ein paar Tage verbringen wollen.

Gomera mit Blick auf den Teide von Teneriffa