Streifzüge durch Teneriffa und Gomera

Zum zweiten Mal in diesem Jahr bekommen wir Besuch von Freunden. Mit Aliki und Martin ist ein Törn im Inselgeviert zwischen Teneriffa, La Palma, Gomera und El Hierro geplant, wobei der Vulkanausbruch auf La Palma wahrscheinlich noch ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hat.

Blick von der Hafenbar auf die Marina

Teneriffa mit optimaler Fluganbindung und der gut gelegenen Marina von San Miguel im Süden bildet jedenfalls einen perfekten Törn-Ausgangspunkt. Doch zunächst gilt es, Teneriffa zu entdecken und während Annamera in der Marina gut aufgehoben ist, sind wir auf mehreren Tagestouren unterwegs. 

Der Teide voraus …

Fünfzig Kilometer sind es bis zum Teide Nationalpark, immer aufwärts. Auf halber Strecke liegt das nette Städtchen Vilaflor, ein schöner Platz für einen Zwischenstop und kleinen Imbiss. Nach einer weiteren Stunde Fahrt erreichen wir die Hochebene „Las Canadas“ am Fuss des Teide Nationalparks, in 2100 Metern Höhe.

Auf dem Wanderweg Numero 3

Am Mirador de la Ruleta starten wir zur Wanderung um die Roques de Garcia, auf dem Sendero Numero 3, nur 3,5 Kilometer lang und perfekt ausgeschildert. Das Natur-Highlight ist gespickt mit phantastischen Felsformationen (Catedral und Roque Cinchado) und Superaussichten in die Ebene und auf den Teide.

Der Teide ist meistens im Blick

An der Seibahnstation holen wir Erkundigungen ein für den geplanten Aufstieg zum Teide. Leider sind die dafür notwendigen Genehmigungen – wie  auch für Masca-Schlucht – schon für Wochen ausgebucht. Als Alternative kommt nur eine Nachtwanderung in Frage. Diese allerdings will gut überlegt sein, immerhin handelt es sich vom Ausgangspunkt auf der Hochebene noch um einen Aufstieg von 1500 Höhenmetern bis zum 3707 Meter hohen Gipfel…!

Auf der Rückfahrt über die Hochebene erblicken wir immer wieder dunkle Aschewolken über unserer Nachbarinsel La Palma, wo der Vulkan seit Wochen aktiv ist und mit seinem Lavastrom schon verheerenden Schaden verursacht hat. „Unsere“ Marina Tazacorte ist gesperrt und es bleibt abzuwarten, ob und wann wir nach La Palma zurückkehren können.

In der Ferne La Palma mit der aufsteigenden Aschewolke

Am nächsten Tag geht es in den Norden von Teneriffa. Über die Autobahn sind wir in einer Stunde in La Laguna, der zweitgrößten Stadt und bis ins 19. Jahrhundert die Hauptstadt der Insel. La Laguna glänzt mit einem homogenen historischem Ambiente und etwas verschlafener Atmosphäre, während die heutige Hauptstadt Santa Cruz dagegen auf uns lebhaft und zerrissen wirkt.

Viel altehrwürdige Bausubstanz in La Laguna de Cristobal

Gleich nördlich von La Laguna beginnt das Anaga-Gebirge, mit wildzerklüfteter Berglandschaft, die zum Wandern einlädt. Bei vorherigen Besuchen war die Landschaft immerzu in Nebel und Regen gehüllt, doch diesmal erleben wir sie erstmals wolkenfrei. Eine abenteuerliche Höhenstraße windet sich zu phantastischen Aussichtspunkten auf Schluchten, Wälder und das Meer.

Das Anaga-Gebirge im Norden Teneriffas

Beim Verlassen des Gebirges staunen wir über den riesigen Badestrand Las Terecitas und mehrere davor ankernde Kreuzfahrtschiffe, die den Wiederbeginn des Kreuzfahrt-Geschäftes abwarten.

Kreuzfahrt-Riesen am Parkplatz, vor der Badebucht von Las Terecitas

Von der brach liegenden Kreuzfahrt-Branche zur gut geschmierten Tourismusmaschinerie im Süden ist es nicht weit. Neben den Bettenburgen von Los Cristianos und Playa de las Americas ist die Costa Adeje eine Touristenhochburg der Luxusklasse, wo sich Edelhotels, Golfplätze und Badebuchten abwechseln.

Viel Edel-Architektur an der Costa Adeje

Gleich dahinter verläuft die Autobahn und die steil aufragenden Gebirgszüge, wohltuend unbesiedelt und ein krasser Gegensatz zum Bauboom an der Küste, der erst bei Puerto de Santiago abrupt aufhört, weil die Felsenküste von Los Gigantes keine Bebauung zulässt.

Mächtige Felsküste bei Los Gigantes

Nach mehreren hochaktiven Tagen können wir etwas Ruhe gebrauchen und Gomera scheint dafür genau der richtige Ort zu sein, nur 25 Seemeilen entfernt, aber durch Welten getrennt! In der Marina von San Sebastian haben wir vorsichtshalber einen Liegeplatz reserviert, denn sonst heißt es womöglich …“No Reserva, No Plaza!“

Vorbei an Los Cristianos …

Einige Meilen hinter Los Cristianos legen wir noch einen Badeststop ein und sind wenige Stunden später am Ziel. Die Marina ist hübsch und liegt unmittelbar an der Inselhauptstadt San Sebastian, einem gepflegten Städtchen mit viel Charme und noch mehr Ruhe. Passend dazu ist die Insel mit Wanderwegen gespickt. Die Marina mit engagierten Marineiros ist bestens geschützt und allseits beliebt. Die Liegekosten belaufen sich für unsere Schiffsgröße auf 26 Euro pro Tag, Wasser und Strom inklusive.

Die Marina San Sebastian, direkt neben an der Stadt gelegen
Yachten, Fähr-Riesen und Kreuzfahrer teilen sich den Hafen von San Sebastian

In San Sebastian beginnt der Fernwanderweg GR 131, der sich über die ganze Insel windet. Diesmal wollen wir uns die Mitteletappe vornehmen. Den Einstieg am Dollegada de Parezza (Ruta 2) erreichen wir mit dem Linienbus, auf knapp 1000 Meter Höhe.

Das Mittelstück des GR 131 im Höhenprofil

Genau 16,3 Kilometer sind es von dort bis zum Ende der Etappe bei Chipude, von wo der Bus uns sechs Stunden später nach San Sebastian zurück bringen soll. Der abwechslungsreiche Weg führt an spektakulären Aussichtspunkten vorbei wie den Roque de Agando und später durch den Parque Nacional de Garajonay mit dem höchsten Berg der Insel, den Alto de Garajonay (1487 Meter). Nach „munterem“ Auf und Ab müssen wir uns zum Schluss sogar noch beeilen, um den Bus in Chipude zu erreichen. 

Die Viererbande am Roque Agando

Unser nächstes Ziel, Valle Gran Rey, steuern wir wieder mit Annamera an. Auf der anderen Inselseite gelegen und genau gegenüber von San Sebastian benötigen wir nur drei Stunden bis nach Vueltas an der Westküste Gomeras.

Die Steilwand mit dem Ankerplatz im Hintergrund

Um die 17 Schiffe teilen sich dort den Ankerplatz. Eigentlich wollen auch wir ankern, doch da das Anlanden am Strand wegen auflandigem Schwell schwierig und der Weg in den naheliegenden Ort Vueltas wegen Erdrutsch gesperrt ist, scheint die Mole die bessere Wahl zu sein.

Annamera an der Fährmole, im Hintergrund der Ankerplatz

Kaum mit langen Leinen festgemacht, um den großen Tidenhub auszugleichen, kommt schon die resolute Senora von der Security und belehrt uns über unsere Rechte (?) und Möglichkeiten. Das wir bleiben können ist dabei kein Thema, denn die sonst hier verkehrenden Fähren sind wegen Corona nach wie vor bis auf weiteres „suspendiert“. Der Liegeplatz ist etwas anstrengend durch stark schwankende Wasserstände und ständig einruckende Festmacher-Leinen und das Aussteigen ist immer mit einer Kletterpartie verbunden. Doch dafür ist er kostenlos und wir können das Dinghy in der „Garage“ lassen.

Die Ankerlieger haben es nicht so gut: bei dicht gedrängten Dinghis ist der Ausstieg über die Leiter gar nicht so einfach

Der Ortsteil Playa von Valle Gran Rey glänzt mit vielen Hotelneubauten, schönen Stränden, vielen Späthippies und noch mehr Möchtegern-Hippies, Trommeln und Feuershow zum Sonnenuntergang und bildet eine geschickt vermarktete Hippiewelt, mit Unmengen Deutschen, die den Ort fest im Klammergriff haben.

Viele Hotel-Neubauten in Valle Gran Rey

Da gefällt uns die Wanderung am nächsten Tag schon besser. Anfangs noch durch das offene Gelände des Valle Gran Rey verlaufend, verengt sich der Barranco und wird nach halber Strecke zunehmend zur rutschigen Kletterpartie. Wir steuern einen Wasserfall an und nach weiteren endlos erscheinenden  Windungen stehen unter einem etwas spärlich fließenden Wasserfall, der sich – nach langer Trockenheit – redlich bemüht, nicht zu versiegen. Schön ist es trotzdem, auch schön warm, so dass der Schweiß fast noch mehr fließt als das Wasser.

Auf dem Rückweg kommen wir durch das Örtchen El Guro, sehr idyllisch angelegt in den Terrassenfeldern des Valle Gran Rey, mit phantasievollen Häuser und hübschen Gärten… 

Das Örtchen El Guro im Valle Gran Rey
Alles schön in El Guro!

Wieder mal muss ein Mietwagen her, um den etwas schwer zugänglichen Norden Gomeras zu erkunden. Doch der Nebelwald in den Höhenlagen kann auch – wie schon Tage zuvor – nicht mit Nebel dienen. Dafür aber mit tollen Aussichten, zum Beispiel am Skywalk des Mirador de Abrante, wo die Besucher Schlange stehen, um für die Kamera Kunststücke aufzuführen..!

Im Mirador de Abrante hat man super Ausblicke, bis zum Teide von Teneriffa!

Einen mittäglichen Snack gibt es in schönster Waldlandschaft wie auch eine anschließende Wanderung in Richtung Vallehermoso. An der imposanten Felsnadel des Roque Cano machen wir kehrt. Gerne wären wir weiter gegangen, aber wir müssen zum Auto zurück.

Der Roque Cano bei Vallehermoso

Mit dem dauert es bis Vallehermoso etwa dreimal so lang wie der noch verbleibende Fußweg gedauert hätte. Der Ort hat Potential, liegt aber voll im Dornröschenschlaf. Zahlreiche Bauaktivitäten sind im Gange, um Gebäudeschäden – möglicherweise von Erdbeben verursacht – zu beseitigen. 

Viel „Bruch“ in Vallehermoso, im Hintergrund der Roque Cano aus der Tal-Perspektive

Zurück im Valle Gran Rey erleben wir einen schönen Sonnenuntergang an der Playa America, wo sich das Valle noch seine Ursprünglichkeit bewahrt hat. Eine letzte Nacht an der Mole mit manchmal heftig einruckenden Festmacher-Leinen will noch überstanden sein, dann soll es weitergehen, nach El Hierro.

Man gönnt sich ja sonst nichts!