Beschauliches Terceira

Nach unserer Atlantik-Überquerung sind wir zum zweiten Mal auf den Azoren und in Horta vergeht die Zeit wie im Flug. Im kosmopolitischen, quirligen Treffpunkt der Atlantik-Crosser fühlen wir uns pudelwohl und könnten glatt Wurzeln schlagen. Doch die Nomaden in uns wollen weiter, zumal es auf Terceira genauso schön ist, nur viel ruhiger und preiswerter.

Da die knapp 90 Seemeilen bis zur Marina Praia da Vitoria auf Terceira in einer Tagesetappe kaum zu schaffen sind, brechen wir an einem frühen Nachmittag zu einer Nachtfahrt auf. Wie haben uns für den etwas längeren Törn „außen herum“ entschieden – südlich entlang der Vulkaninsel PICO, mit über 2400 Metern Höhe der höchste Berg Portugals – und in der Hoffnung auf eine mögliche Walsichtung. Leider glänzen sowohl Winde als auch Wale durch Abwesenheit, so dass wir mit unter Motor mit mittlerer Marschfahrt unsere Bahn ziehen. Dafür ist die Aussicht dicht unter Land besonders schön und erfährt zum Sonnenuntergang sogar noch eine Steigerung. 

Der Pico „verabschiedet“ sich, vielleicht zum letzten Mal?

Mit dem allerletzten Tageslicht passieren wir schließlich den Leuchtturm im Osten von Pico und können jetzt unseren Kurs auf Terceira absetzen. In der Passage zwischen den Inseln Sao Jorge und Pico dauert es nicht lange, bis wir die Segel setzen können und in der Düse zwischen den Inseln gut voran kommen. Endlich Ruhe vom Motorenlärm! 

Die Lichter von Terceira sind 30 Seemeilen voraus bereits gut zu sehen, eine angenehme Abwechslung nach den langen Ozeannächten – meistens ohne ein einziges Licht. Die Sommernacht ist kurz und bereits nach wenigen Stunden kommen wir der Insel-Hauptstadt Angra da Heroismo nahe. An den markanten Zwillingsinseln vorbei passieren wir schon bald den Leuchtturm im Südosten von Terceira und machen um elf Uhr im Hafen von Praia da Vitoria fest. Die Marina liegt bestens geschützt idyllisch am Rande der Stadt und ist mit 12,50 Euro Liegegeld die günstigste Marina der Azoren, ein guter Grund für viele Segler hierher zu kommen!

Der vulkanische Ursprung der „Zwillingsinseln“ ist noch gut zu erkennen!

Im (vertrauten Hafen) ist es, genauso wie am Ankerplatz, wesentlich leerer als 2019. Corona bedingt ist auch die große Sommer-Party abgesagt. Uns soll´s Recht sein. 

Im Hafen von Praia da Vitoria

Terceira glänzt mit der gleichen Pflanzenpracht wie Faial, doch die Uhren ticken hier nochmal ein ganzes Stück anders und wir lassen uns gerne davon anstecken. Im Mietwagen geht´s auf zur Inselrundfahrt, über sanft geschlängelte Küstenstraßen und kleine Ortschaften, in denen die Welt (noch) in Ordnung ist.

Hortensien wohin das Auge blickt …

Zwischendurch kleine Wanderungen durch verwunschene Wälder wie bei Mata da Serrata oder entlang idyllischer Küstenpfade: tosende Brandung und felsige Badestellen, meistens von Rettungsschwimmern bewacht…

Typische Badestelle mit Bademeister …

Ein echtes Highlight ist die Insel-Hauptstadt Angra da Heroismo, die älteste Stadt der Azoren und ein ehemals bedeutender Ankerplatz für die frühe Atlantik-Schifffahrt und heute Weltkulturerbe. Hier lässt es sich bestens aushalten. Unzählige Cafes laden zur Einkehr ein, doch uns interessiert mehr die neue Eisdiele am Hafen, wo riesige Portionen ausgegeben werden, die köstlich schmecken.

Die Hafenbucht von „Angra“ mit dem Monte Brasil im Hintergrund …
Hier hat schon der große Entdecker Vasco da Gama festgemacht …!

Die Stadt ist wie aus dem Ei gepellt und begeistert durch authentisches Renaisance-Flair und großartige Ausblicke,

…. die vom Hausberg Monte Brasil besonders schön sind. Hier begegnet uns auf Schritt und Tritt Dammwild, ganz in der Nähe der Stadt und doch abgeschieden in einem paradiesischen Lebensraum …

Das frei lebende Dammwild hat hier keinen Grund zur Klage …
Auch in den Nebenstraßen geht es sehr gepflegt zu ..

Überall können wir Entdeckungen machen oder uns verwöhnen lassen und es geht uns schließlich fast so wie den Atlantik-Seglern aus vergangenen Zeiten…! Nach zwei langen, anstrengenden Atlantik-Passagen können auch wir einen „Break“ gebrauchen und die geruhsame Insel Terceira ist dafür genau der richtige Ort …

Der Brunnen im Stadtpark oberhalb des Zentrums
Eine Spezialität ist das Rinderfilet auf dem heißen Stein

Lasst Euch überraschen, wie es weitergeht…!