Trinidad und die Schweinebucht

Wenn man auf Kuba ist, sollte man die Städte Havanna und Trinidad auf jeden Fall gesehen haben, das sagen jedenfalls die Reiseführer. Nachdem wir Havanna kürzlich bereits „abgearbeitet“ haben, bleibt noch das 1514  gegründete Trinidad, Weltkulturerbe und nur 80 Kilometer von Cienfuegos entfernt. Als wir beim vierten Anlauf endlich einen Mietwagen ergattern können…, machen uns schon am nächsten Tag auf den Weg.

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TAG 1

Da es zwei Strecken gibt, entscheiden wir uns für eine Rundreise. Das Escambray-Gebirge östlich von Cienfuegos ist gesäumt von kleinen Dörfern und dicht bewachsen mit tropischer Vegetation.

Das Escambray-Gebirge voraus
Der Straßenzustand lässt manchmal sehr zu wünschen übrig

Über teils abenteuerlich schlechte Straßen kommen wir über den Topes des Collantes mit (deutschem Kurhotel !) und den Pico de Potrerillo-Pass in knapp Tausend Metern Höhe und erreichen nach zwei Stunden die Ebene von Trinidad. 

Erstes Ziel ist der in Reiseführern hochgelobte Anchon Beach, wo sich auch die Marina von Trinidad befindet. Die sehr abgelegene Marina ist jedoch nur für Schiffe bis 1,50 Meter Tiefgang geeignet und kommt daher für uns nicht in Frage. Am recht ordentlichen, aber überschätzten Strand drei Hotels, zwei geschlossen und eins im Bau. Hier möchten wir kaum Urlaub machen, zu weitab (14 Kilometer) vom eigentlichen Ort Trinidad.

Die Marina Trinidad/Anchon-Beach kommt wegen zu geringem Tiefgang nicht in Frage

Außerhalb des historischen Zentrum viel Armut, übles Kopfsteinpflaster mit mittiger Abwasserrinne und jede Menge Pferdekarren und schnaufende Amischlitten.

Das historische Zentrum ist sehr gut restauriert

Es fehlt nicht viel und wir wären stecken geblieben; mit Müh´ und Not finden wir später einen Stellplatz nahe des kleinen historischen Zentrums, das mit Unesco-Mitteln restauriert ist. Die Häuser sind in Bonbonfarben angestrichen und sehr hübsch anzusehen, zumal kaum ein  Tourist Corona-bedingt die Szenerie stört..!

In bester Lage finden wir ein vielversprechendes Restaurant und wagen einen Versuch, nachdem wir zuvor in Cienfuegos schon arg enttäuscht wurden. Wie üblich gibt es nur die Hälfte der Angebote. Doch das „Vieja Ropa“ (übersetzt: alte Kleider), eine kubanische Spezialität schmeckt ausgezeichnet. Mit Mojita, Salat und Eis-Dessert und den Preisen sind wir ebenfalls außergewöhnlich zufrieden, besonders wenn man die nicht vorhandenen  Einkaufsmöglichkeiten bedenkt!

Valle de los Ingenios

Wir könnten sicherlich noch länger im Ort bleiben, wollen aber das nahe gelegene Valle de los Ingenios auch noch sehen, ein liebliches Tal voller Palmen und Ackerbau, ein lohnender Abstecher, der wieder eine ganz andere Seite Kubas zeigt. An einem der seltenen Gemüsestände halten wir an und sind froh, dass wir wenigstens zwei Salatköpfe und drei magere grüne Paprika ergattern können…! Wir nehmen eine Kubanerin mit, die in Deutschland gearbeitet hat und unsere Vermutung bestätigt, dass die Kubaner die Arbeit nicht erfunden haben. In Verbindung mit einem sozialistischen Schlendrian eine sehr unproduktive Mischen: Rumstehen, Warten und Aufpassen sind viel weniger Schweiß treibend als Feldarbeit. Anbauflächen wären jedenfalls genug vorhanden, aber Bauern, die sie bestellen, sind Mangelware. 

Plan unserer Rundreise

Rückzu benutzen wir die Küstenstraße, bekommen die Küste aber kaum zu sehen. Dafür jede Menge Feuer am Straßenrand. Ohne jede Aufsicht überlässt man den Feuern die Arbeit, die Randstreifen zu bereinigen, begleitet von dichten Rauchschwaden.

Bequeme Art der Randstreifen-Bereinigung

Zwischendurch immer wieder einzelne Reiter oder kleine Gruppen von Männern zu Pferde, die sich im beginnenden Sonnenuntergang die Rumflasche zuwerfen. Das Reiten bereitet sichtlich Freude. Die Männer (!) mit Cowboy-Hüten gut unterwegs, einen Life-Style zelebrierend, der sichtlich gefällt und wahrscheinlich mit hohem Ansehen verbunden ist.

Es wird langsam dunkel und das Fahren zunehmend abenteuerlicher, da Reiter, unbeleuchtete Pferdekarren und Fahrräder nur schwer auszumachen sind. Als wir schließlich die Marina erreichen, ist es bereits dunkel.

TAG 2

Am nächsten stehen die Schweinebucht und die Halbinsel Zapata auf unserem Programm. In Richtung Westen führt eine endlose Landstraße durch die eintönige Ebene. Wir fühlen uns in der Zeit weit zurück versetzt: es sind fast ausschließlich Pferdekarren unterwegs.

Kubanische Verhältnisse!

Der Landeplatz der (1961 angeblich von der CIA gesteuerten konterrevolutionären) Invasion liegt am südlichen Eingang zur Schweinebucht, beim Ort Giron.

Ausblick auf die mutmaßliche Invasionsstelle

Ein geschlossenes Museum und ein geschlossenes Hotel am historischen Ort. Zum Glück gibt es wenigstens eine geöffnete Tankstelle, Die kubanischen Revolutionäre konnten die Invasion seinerzeit nicht nur zurückschlagen, sondern auch 300 Gefangene machen, die gegen Dutzende Millionen Dollar wieder nach Florida frei gelassen wurden! Der Ort des Geschehens relativ unspektakulär: vor dem Hotel mit vielen Einzelbungalows ein Strand mit Wellenbrecher und ein Palmenhain und vor dem Museum ein paar ausgestellte Panzer und ein Jagdflugzeug. 

Auf der unwegsamen Halbinsel Zapata soll eine Spezies des sehr aggressiven Salzwasser-Krokodil ansässig sein. Doch der Zugang zur Halbinsel ist nur für viele Devisen mit Führer möglich. Wir lehnen dankend ab und ziehen enttäuscht weiter zu einer Krokodilfarm in der Nähe.

Der Eingang zur Krokodilfarm ist ansprechend ..

Die etwas verwahrloste Anlage offenbart wieder das Elend der sozialistischen Wirtschaft: jede Menge Aufpasser, aber niemand, der anfasst, um Wege oder Abzäunungen in Ordnung zu bringen. Immerhin gibt es Krokodile satt, sogar zum Essen, aber ohne uns. Die imposanten Tierchen gibt es in allen Größen. Die kleinen können wir sogar streicheln und die großen sind immerhin nicht ganz so faul wie bei uns im Zoo. Der Besuch hat sich jedenfalls gelohnt und ist auch mit umgerechnet 5 US-Dollar bezahlbar.

Streichelzoo …
… aber hier halten wir uns besser fern!

Unseren Leihwagen sollen wir mit leerem Tank zurück geben und da wir nicht auf die Halbinsel fahren konnten, ist der Tank noch halbvoll. Also beschließen wir, Santa Clara einen Besuch abzustatten, 150 Kilometer von der Krokodilfarm entfernt und von Santa Clara nochmal 70 bis Cienfuegos: das müsste passen!

Nach der anfänglichen Landstraße fahren wir über 100 Kilometer auf der sechsspurigen Autobahn. Wir erleben eine sagenhafte Verkehrsdichte und bekommen ganze fünf Fahrzeuge zu Gesicht.

Die enorme Verkehrsdichte der sechsspurigen Autobahn

Santa Klara gänzlich unspektakulär, mit nettem (zentralen) Platz und einer ansehnlichen Fußgängerpassage, aber kaum interessante historische Monumente wie in Havanna, Trinidad oder Cienfuegos.

Unspektakuläres Santa Clara

Über die Landstraße geht es nach Cienfuegos zurück.

Schnurgerade leere Landstraßen

Dabei ist das Fahren gegen die untergehende Sonne eine heikle Angelegenheit, da Pferde-Fuhrwerke und Schlaglöcher schwer auszumachen sind!. Vorbei an einem gewaltigen Revolutions-Mahnmal vor den Toren von Cienfuegos trudeln wir beim letzten Tageslicht wieder in der Marina ein. Die Liegeplatz-Kosten für unsere Schiffsgröße (42 Fuß) betragen 25 US-Dollar pro Tag. Fahrzeug-Miete für einen kleinen Kia Picanto und Sprit haben uns für die beiden Tage umgerechnet 150 Euro/ 180 US-Dollar gekostet. Dafür haben wir viel gesehen und Kuba noch ein bisschen besser verstehen gelernt…