Von Antigua nach Martinique

In Antigua ist die Welt noch in Ordnung und es dauert nicht lange bis wir uns eingelebt haben.

Unser Ankerplatz in der Freemans Bay ist ein guter Ausgangspunkt für Erkundungstouren, nach Nelsons´s Dockyard, Falmouth und in die nähere Umgebung.

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Die historischen Hafenanlagen aus Lord Nelson´s Zeiten sind noch bestens erhalten und der Cappucino im Hot Spot Cafe schmeckt im historischen Ambiente noch besser. Das Café hat guten Internetzugang und als wir uns bei Freunden und Familie zurückmelden, erhalten wir überraschend viele Gratulationen und fühlen uns auch ein bisschen stolz auf unsere „Leistung“! Mit Besorgnis hören wir aber auch von der zunehmenden Ausbreitung des Corona-Virus, von dem in Antigua rein gar nichts zu merken ist.

Mit Andrea und Ingo von der „Easy One“ und Wibke und Ralf  von der „Flora“ verbringen wir einen unvergesslichen Abend auf Shirley Heights, dem unschlagbaren Aussichtspunkt hoch über English Harbour.

Ingo, Ralf, Wibke, Andrea und Anett
Shirley Heights Outlook. Zwischen den beiden Köpfen ist unser Ankerplatz

Ein schönerer Platz zum Sonnenuntergang ist kaum denkbar und mit einem Rum Punch in der Hand und von heißen Steel Band-Klängen begleitet, nicht zu toppen. Doch beim Abstieg über den steilen dunklen Trail merken wir, dass einige wohl doch ein Gläschen zu viel getrunken haben…

Wir wären gerne noch länger auf Antigua geblieben, aber wir erwarten Freunde auf Martinique und müssen uns etwas sputen. In Rauschefahrt und immer in Sichtweite des „spuckenden“ Vulkans Montserrat erreichen wir bereits am frühen Nachmittag die Ankerbucht von Deshaies im Norden Guadeloupes. Zum Einklarieren rudern wir an Land und erleben beinahe Schiffbruch, an einem äußerst prekären Dinghi-Dock, dass angeblich schon seit Jahren vor sich hin gammelt.

… in Sichtweite des Vulkans Montserrat …

Das Einklarieren erfolgt problemlos an einem Computer-Terminal in der Boutique „Pelican“. Es sind lediglich Schiffsdaten und die persönlichen Angaben einzugeben. Dann wird das Dokument für eine kleine Gebühr ausgedruckt und fertigt ist die Prozedur – ohne Passkontrolle und sonstigen Schnick-Schnack, dafür aber gleich mit für die Ausreise. 

Das „Einklarierungsbüro“

Ziemlich erschrocken über den vernachlässigt wirkenden Ort kehren wir zum Schiff zurück. Nach unserem Landgang haben wir keinen Bedarf mehr auf einen längeren Aufenthalt. Zum Glück haben wir nette Bootsnachbarn, bei denen wir den Abend ausklingen lassen. 

Ein frisches Baguette muss sein..!

Also geht es schon am nächsten Morgen weiter, und zwar zu den Iles de Saintes, immer dicht an Guadeloupe vorbei und begleitet von Regen und heftigen Fallböen mit bis zu 40 Knoten Wind. Die Nacht verbingen wir bei Starkwind am bestens geschützen Ankerplatz vor der winzigen Insel „Ilet de Cabrit“ und ziehen gleich nach dem Frühstück um zur nahe liegenden Hauptinsel Terre de Haut.

Blick auf Terre de Haute

An einer hübsch geschwungenen Bucht mit Sandstrand typisch karibische Bebauung, meistens schön bunt bemalt, in allen Pastellfarben dieser Welt.

Bei einer Wanderung sind aber auch die Wirbelsturm-Schäden unübersehbar. Hier gefällt es uns gut, obwohl ein Kreuzfahrtschiff eine Menge Tagestouristen „ausgespuckt“ hat.

75 Seemeilen sind es bis Martinique und dabei müssen wir dicht an Dominica vorbei, wollen aber zumindest mal einen Blick in die Prince Rupert Bay werfen. Es hat sich viel verändert und die Besiedlung sieht keinesfalls mehr nach „Dritter Welt“ aus. Doch das Landschaftsbild ist schön wie eh und je. In den Hochlagen sollen noch die Nachfahren von echten Kariben leben. Wir hoffen, später noch Zeit für eine ausgiebige Inselerkundung Dominicas zu haben. Wer sich dafür interessiert kann sich gerne den Blog von „FLORA“ anschauen, die schon dort waren….

Die offene Passage zwischen Dominica und Martinique ist ziemlich rau. An dieser Engstelle zwischen den Inseln türmt der Atlantik Wellen von beträchtlicher Höhe auf. Doch nach ein paar Stunden ist alles überstanden und wir nähern uns der Nordspitze Martiniques.

… im Norden Martiniques

Im malerischen Abendlicht passieren wir einen Küstenstreifen wie er schöner kaum sein kann: mit steilen, üppig grün bewachsenen Vulkankegeln in dichter Folge, dazwischen Nebelwolken und Regenschauer. Mystischer geht es nicht. Hier ist 1902 der Vulkan Pele´ ausgebrochen und wird wohl maßgeblich zur Landschaftsgestaltung beigetragen haben. Genauso wie in der damaligen Hauptstadt St. Pierre, die er mit seinen 30.000 Einwohnern komplett verschüttet hat, mit Ausnahme eines einzigen Überlebenden, der damals in Gefängnis eingesperrt war.

Beim letzten Tageslicht fällt unser Anker genau vor diesem Ort. Wir sind nur auf der Durchreise und wollen uns Vulkan und den Ort des Schreckens erst später bei einer Inselrundfahrt anschauen. Deswegen geht es weiter – immer dicht unter Land – in die neue Haupstadt Fort de France, wo der Anker unmittelbar vor der großen Festung fällt – inmitten eines großen, geschützten Ankerfeldes. 

… gute Lage!

Auch hier müssen hier als erstes einklarieren und setzen dafür mit dem Dinghi über. Der Computer-Terminal für die Einreise ist bald gefunden, in der Chandlery gegenüber vom Discounter „Leader Price“. Da wir nun schon etwas Übung haben, ist der Vorgang schnell abgeschlossen und wir können uns der Erkundung von Fort de France widmen. Auf den Straßen ein munteres Treiben.

Aber auch hier wirkt alles ziemlich abgewirtschaftet und zwischen passablen Gebäuden verstecken sich überproportional viele heruntergekommene Bruchbuden: kein Ort, in dem wir uns gerne länger aufhalten wollen.

… vernachlässigte Hauptstadt!

Wir schießen ein paar Fotos mit „Atmosphäre“ und fahren zurück zu Annamera. Eigentlich wollten wir ein paar Tage bleiben, aber schon wieder ist uns der Appetit vergangen. Französisches Laissez-Faire scheint nur ein anderes Wort für Vernachlässigung zu sein. Also Anker auf und nichts wie weg, nun in die große Bucht im Süden: Le Marin. Vorbei am Rocher du Diamant gehts in die Bucht mit gefühlten 1000 Ankerliegern.

Ankerplatz vor Le Marin

So etwas haben wir noch nie gesehen…! An der Marina-Tankstelle füllen wir erstmals seit der Atlantik-Überquerung wieder unsere Tanks auf und staunen, wie wenig wir unterwegs verbraucht haben.

Für zwei Nächte ankern wir in Landnähe und schauen uns erst mal um. Es sieht nicht viel besser aus als anderswo, eine Tatsache, die wir wohl akzeptieren müssen. Oder sind wir einfach noch nicht richtig angekommen…?

Immerhin lässt sich das Wetter gut aushalten und es weht eine angenehme Brise. Wir machen unsere notwendige Besorgungen, waschen Wäsche und holen uns Internet-Guthaben, das auch in den anderen Inselstaaten gültig ist. Die Preise beim Discounter sind um einiges höher als in Deutschland, aber akzeptabel. Nur manche Produkte haben es in sich. Praktisch, dass der Discounter ein eigenes Dinghi-Dock hat und uns lästige Tragereien erspart bleiben. Vom Einkaufswagen alles rein ins Dinghi und ab zum Boot damit.

Den Sonntag verbringen wir mit einer ausgedehnten Wanderung nach Saint Anne, wobei wir die ganze Zeit an der Straße entlang laufen müssen, um uns ein enormer Ausflugsverkehr in beide Richtungen. Frust macht sich breit, genau wie die Füße, denn so haben wir uns das nicht vorgestellt. Leider haben wir unser Geld vergessen und müssen jetzt auf Snack und Drink verzichten. Strand und Lokale sind voll und wir staunen über die gute Stimmung um uns herum. 

Doch spätestens seit unsere erste Freundescrew wegen Corona absagt, wird uns der Ernst der Lage zunehmend bewusst. Die täglichen Nachrichten sind erschreckend und wir fragen uns, wie es hier weitergehen wird, denn auch auf Martinique werden auch bereits die ersten Infektionen gemeldet. Im öffentlichen Leben ist davon aber noch nichts zu merken. Aber Nachbarinseln sollen vereinzelt schon dicht gemacht haben. Bei unserem Montagseinkauf erleben wir dann eine schlagartige Veränderung. Kunden stehen beim Einlass vor verschlossenen Türen, werden nur noch grüppchenweise in den Supermarkt eingelassen und die Kassieren tragen Schutzmasken und Handschuhe. Wir versuchen, jeden Kontakt zu vermeiden, verschiffen unseren Einkauf an Bord und suchen uns einen Ankerplatz viel weiter draußen, in der Bucht von Caritan.

Unser neuer Ankerplatz: vor der Anse Caritan

Hier ist das Ankerfeld ist viel weitmaschiger und wir haben eine hübsche Aussicht. Es scheint jedenfalls ein guter Platz zu seien, um die Entwicklung abzuwarten. Vorsichtshalber haben wir uns für die nächsten zwei Wochen mit Lebensmitteln versorgt.