Werft und Wandern auf Santa Maria

Nach einem mehrwöchigen anstrengenden Arbeitsaufenthalt in Berlin sind wir zurück auf Terceira.

David und Goliath bei der Arbeit..!

Doch zum Verschnaufen bleibt kaum Zeit, weil wir schon zwei Tage später die Leinen loswerfen müssen für die Passage nach Santa Maria, der südwestlichsten Azoren-Inseln. Dort soll Annamera zur Wartung in die Werft.

Annamera´s Kurs zur südöstlichsten Azoreninsel

Da die Abreiseformalitäten schon am Vortag erledigt sind, können wir gleich nach dem Frühstück in See stechen. Hundertfünfzig Seemeilen liegen vor uns und wir sind gespannt, wie Annamera mit ihrem starkem Bewuchs am Unterwasserschiff voran kommt. Da Wind und Wetter mitspielen, geht es besser als erwartet. Gut 30 Stunden später begrüßt uns Santa Maria mit seiner schroffen, für die Azoren untypisch trockenen Westküste.

Santa Maria bei der Annäherung

Es ist Sonntag und im Hafen ist alles ist sehr geschäftig, nur das Marina-Büro hat zu. Mehrere deutsche Boote liegen im Hafen und an Gesellschaft besteht kein Mangel. Mit Steffen von der Argo verbringen wir einige nette Abende.

Yummy Yummy in der Hafenbar

Der Montag vergeht mit Hafenformalitäten, Einkäufen und einem ersten Rundgang durch die karge Umgebung der Inselhauptstadt Vila do Porto, ein lang gestrecktes, weißes Straßendorf mit einer futuristischen Jugendherberge, einem schicken Museum, zwei Supermärkten und einigen Kneipen und Kirchen.

Nachbarschaft von Supermarkt (links) und Kloster

Am Dienstag ist dann der große Tag, an dem Annamera erstmals nach 18 Monaten wieder einen wohlverdienten Werftaufenthalt bekommt. Anderthalb Jahre ohne frisches Antifouling haben sichtbare Spuren hinterlassen. Das Unterwasserschiff erinnert an einen zotteligen Teddy Bär. Doch mit Schaben und Kärchern bereitet die Entfernung des weichen Bewuchses keine Probleme. Mit dem Werftchef Ricardo werden die zu erledigenden Arbeiten abgesprochen und dann können wir uns aufmachen zu unserer ersten Wanderung. 

Der Käpt´n kümmert sich um das zottelige Fell

Der Westen Insel, wo sich die Marina befindet, ist karg und sonnenverbrannt und es führt kein Weg dran vorbei, wenn man hier mit der Wanderung beginnt.

Rindviecher und die ESA (im Hintergrund) sind das Kapital der Insel

Doch in Richtung Osten ändert sich schon bald das Bild. Über den Küstenweg kommen wir in die Bucht Praia Formosa mit schönem Sandstrand und kleiner Ansiedlung. Hier stärken wir uns für den Aufstieg zum Pico Alto, dem höchsten Berg der Insel.

Nach steilem Abstieg erreichen wir Praia Formosa, erstes fußläufiges Ziel nach der Marina!
Im Inselinneren glänzt Santa Maria mit Wanderwegen wie im Märchenwald !

Mit 587 Meter Höhe ist er zwar kein „Schwergewicht“, aber der steile Aufstieg ist trotzdem ganz schön Schweiß treibend. Schmale Eselspfade schlängeln sich durch schönsten Märchenwald, bis wir am Gipfel mit einer herrlichen Aussicht belohnt werden.

Wie wir an einer Gedenktafel erfahren, wurde der Gipfel des Pico Alto vor gut 30 Jahren zum Schicksalsberg für Besatzung und 144 Passagiere eines Verkehrsflugzeuges, das hier zerschellt ist. 

Am Gipfer zerschellt: Schicksalstag vom 8. Februar 1989

Der Pico lässt uns keine Ruhe, denn in wenigen Tagen haben wir es gleich dreimal mit ihm zu tun: In dominanter Position mitten auf der Insel gelegen, bildet er nämlich den Schnittpunkt mehrerer Wanderwege.

Der Pico Alto voraus!
Honigsüße Saugblüten auf dem Weg ….

Einmal  werden wir per Anhalter wieder mit ins Tal genommen und zweimal machen wir Auf- und Abstieg in Folge und steuern dabei jeweils andere Ziel an. Dabei ist der supersteile Abstieg nach Santa Barbara halsbrecherisch rutschig und wir können froh sein, unsere Wanderstöcke dabei zu haben.

Derweil machen die Arbeiten am Schiff sichtbare Fortschritte, doch die Koordination ist nicht immer einfach und oft brauchen wir einige Geduld, da wir die Arbeiten diesmal weitgehend von der Werft ausführen lassen. 

Annamera zu Füßen der Insel-Festung

Auch ohne unser Zutun erstrahlt Annamera bald mit neuem Unterwasser-Anstrich! Das Wetter ist für die Arbeiten am Boot wie das Wandern gleichermaßen perfekt, mit geringer Luftfeuchtigkeit und einer Maximaltemperatur um 28 Grad.… Da können wir nur hoffen, dass das noch bis zum Abschluss der Arbeiten so bleibt.

Die Aussichten sind gut!