Zwei Monate Mexiko liegen nun schon wieder hinter uns, zwei Monaten super-spannender Zeit, sogar gewürzt mit einer zweiwöchigen Marathon-Rundtour durchs Land bis runter nach Chiapas ins Land der Mayas (3000 Kilometer)! Mexiko war gut zu uns, sehr gut sogar und wir wären gerne noch länger geblieben, aber für die Rückreise nach Europa gibt es nur ein relativ kleines Zeitfenster von ca. sechs bis acht Wochen, denn die Wirbelsturm-Saison beginnt bereits im Juni.

Und so sind wir nach 14 Tagen schwieriger 1500-Meilen-Passage durch Golfstrom und Bermuda-Dreieck (!) schließlich auf Bermuda gelandet.

Der Törn-Auftakt gleich mit spannender Durchquerung des Yucatan-Channels, der als Fortsetzung des Südäquatorialstroms genau genommen der Ursprung des Golfstroms ist!

In der schmalen Wasserstraße kommt der Strom so richtig „in Fahrt“ und wir lassen uns von 2 bis 3 Knoten Strom voranschieben. Dabei macht Annamera unter Vollzeug teilweise bis zu 10 Knoten Fahrt.

RedAndr – self-made, used map from http://www.ngdc.noaa.gov/mgg/image/2minrelief.html Die gestrichelte weiße Linie zeigt unseren Kurs im Golfstrom

Da taucht vor uns die Yacht von Olivier auf, die wir aus Mexiko kennen. Langsam schieben wir uns näher und überholen schließlich in bester Foto-Entfernung, eine seltene Gelegenheit für eine paar gute, ungestellte Action-Fotos von Schiff zu Schiff, die wir später über Mail austauschen wollen.

Später am östlichen Rand des Stroms – quasi schon auf kubanischer Seite- haben wir eine Weile mit wilden Strömungswirbeln zu kämpfen, bei denen der Autopilot komplett überfordert ist. Und auch der Capt´n hat schwer zu tun, das Schiff auf Kurs zu halten. So etwas haben wir noch nicht erlebt! Doch bald sind die Wirbel überstanden und wir kommen in die windschwache, Region an Kubas Nordküste, haben aber keine Zeit zum Verschnaufen, denn nun hält uns viel Schiffsverkehr auf Trab und verlangt besonders nachts unsere volle Aufmerksamkeit.

Als dann noch in der Nacht zum dritten Tag bei viel Wind die Reffleine der Genua an der Refftrommel abreißt, sind wir restlos bedient. Die Reparatur während der Nacht ist nicht möglich und das Riesensegel flattert bis zum Morgengrauen frei im Wind. An Schlafen ist sowieso nicht zu denken und so beginnen wir schon beim Morgengrauen mit der Reparatur. Dauer: ca. drei Stunden und einige Fehlversuche – auf dem stampfenden Vorschiff.

Doch am Ende ist wieder alles im Lot und wir befinden uns nun mitten in der Straße von Florida, genau zwischen Havanna und Key West und somit erneut voll im Golfstrom. Nach exakt vier Tagen stehen wir bei spiegelglattem Wasser, Flaute und schönstem Sonnenschein südlich von Miami und schwenken mit dem Golfstrom auf Nordkurs. Jede Menge Schiff sind in unserer Nähe, doch bei anhaltend schönem, aber diesigem Wetter bekommen wir keines in Sicht.
Dafür kommt gegen Abend Wetterleuchten auf. Anfangs noch verhalten, nimmt es dann kräftig zu, sodass erste Anzeichen von Besorgnis bei uns aufkommen. Als der Wind dann mächtig auffrischt, ist Reffen angesagt und eine Entscheidung!

Entgegen unserem ursprünglichen Plan, erst nördlich der Bahamas nach Osten abzubiegen, biegen wir nun schon vorher ab und verlassen den Golfstrom in Richtung New Providence Channel / Nassau.

Doch vor dem Gewitter es gibt kein Ausweichen und es erwischt uns voll. In dunkler Nacht dann massenhaft bedrohliche Blitzeinschläge um uns herum, begleitet von Sturzregen und einer strömungsbedingten wilden Pirouette in sturmstarken Winden…, super-stressige Stunden, die erst nach einer gefühlten Ewigkeit überstanden sind…., hundemüde und fix und fertig!
Gut, das sich da eine Erholungsalternative auftut. Immerhin segeln wir nun quer durch die Inselwelt der Bahamas und als „Yacht in Transit“ können wir uns einen geschützten Ankerplatz für eine Nacht zum Ausruhen suchen. Doch bis dahin ist es noch etwas hin und der Tag bringt eine Überraschung!

Auf dem Plotter sehen wir eine Riesenanzahl „parkender“ Kreuzfahrtschiffe, darunter die größten der Welt, weit oberhalb der Panamax-Klasse liegend und mehr als dreihundert Meter lang. Wir kreuzen längs durch das Ankerfeld und zählen sage und schreibe 20 Kreuzfahrt-Monster, darunter die „Allure of the Seas“, mit 360 Metern Länge das größte Kreuzfahrtschiff der Welt. Sie ist das einzige Schiff in Fahrt und wir geben uns eine kleines „Privatrennen“, beide um 7 Knoten schnell. Dabei haben wir je nach Wind auch mal die Nase vorn. Durch unseren Abstecher beim Kreuzfahrt-„Parkplatz“ verlieren wir sie zwischenzeitlich aus den Augen, kommen ihr dann aber später vor Great Stirrup Cay wieder bis auf 50 Meter nahe.

Erst kurz bei Sonnenuntergang finden einen gut geschützten Ankerplatz in der großen, schönen Bucht vor Great Harbour Cay, wo bereits 5 andere Schiffe liegen. Wir setzen die Flagge Q und hoffen, dass die Behörden uns schlichtweg als „Yacht in Transit“ in Ruhe lassen, was dann auch tatsächlich der Fall ist. Endlich können wir uns mal gründlich ausschlafen.


Von 1500 Meilen seit Mexiko haben wir jetzt 650 hinter uns und machen uns bei düsterem Wetter auf zur Weiterfahrt. Zunächst steuern wir die Südspitze von Great Abaco an und biegen am Kap dann nach Norden ab.

Über Satellit rufen wir Wetterdaten von „WeatherTrack“ ab, die bis dahin immer überraschend akkurat waren. In einer Woche soll eine üble Kaltfront über die Region Bermuda ziehen und wir widerstehen daher der Versuchung eine weitere Ankernacht vor Abaco einzulegen.

Also durchstarten durchs berüchtigte Bermuda-Dreieck, das uns mit einem weiteren, noch übleren Gewitter, sehr wechselhaften Winden und kaum durchschaubaren Strömungen das Leben schwer macht. Beim Kreuzen gegen die Strömung kommen wir teilweise kaum voran und können schon froh sein, wenn wir nicht groß Boden verlieren…

Weitläufige Flauten meistern wir unter Maschine. Doch stellen sie eine große Geduldsprobe dar und veranlassen uns zu regelmäßigen Dieselstands-Messungen, um Verbrauch und Reichweite zu berechnen.


Gut, dass Poseidon schließlich doch noch ein Einsehen mit uns hat und uns gegen Ende wieder guten Wind beschert. Motor aus und Ende gut alles gut.


Es gelingt uns kurz vor Eintreffen der Kaltfront in Bermuda fest zu machen, und zwar in St. Georges, dem einzigen Port of Entry der Insel. Noch vor der Abreise aus Mexiko mussten wir einen Einreisantrag stellen und bewilligt bekommen.

Deswegen werden wir bereits erwartet und erhalten noch vor Erreichen der Insel einen Funkanruf von Bermuda Radio. Der Operator leitet uns super freundlich und gut verständlich zum Einklarierungs-Dock an Ordinance Island.

Dort ein überaus freundlicher Empfang und super-professionelle Abwicklung der Einreiseformalitäten (Kosten: 81,- US-Dollar). Nur mit dem digitalen Antrag zum PCR-Test hapert es ein bisschen. Aber mit einiger Hilfe ist auch das bald geschafft und der erste Test überstanden (Kosten. 75,- US-Dollar). Mit Erhalt des über E-Mail am nächsten Tag empfangenen (negativen) Testergebnisses können wir uns nun theoretisch frei auf der Insel bewegen, müssen allerdings in der Folgezeit noch vier (!) weitere Tests über uns ergehen lassen, und zwar alle drei Tage in der weit entfernten Inselhauptstadt Hamilton, jeder einzelne genau terminiert.

Mit dem erhofften Landgang wird es vorerst noch nichts, da die Kaltfront pünktlich wie vorhergesagt über Bermuda herein bricht und wir auf den Ankerplatz umziehen müssen, wo wir in einer schaurigen Nacht Winde bis 40 Knoten über uns ergehen lassen!
Durch die besonderen Umständen der Reise und Anker- und Wartezeiten sind wir bereits 17 Tage in Folge an Bord und freuen uns nun umso mehr auf unseren ersten Landgang. Darüber berichten wir dann ausführlich im nächsten Blog.

Das Bermuda Dreieck hat euch also wieder unbeschadet „ausgespuckt“. Poseidon sei Dank! Dann seid ihr ja in absehbarer Zeit wieder auf den Kanaren. Mast und Schotbruch!
Hallo Geri und danke für Kommentar und gute Wünsche! Ja, es wird jetzt nicht mehr allzu lange dauern, bis wir wieder auf La Palma eintreffen. Wir freuen uns schon. Liebe Grüße
Wir haben das Bermuda-Dreieck überlebt… Aber es hat uns das Leben ganz schön schwer gemacht!