Am Ankerplatz vor Los Cristianos

Nach vier Wochen Segeltörn durch die Kanaren wollen wir mal wieder eine Zeitlang am Ankerplatz verbringen. Los Cristianos scheint dafür ein guter Ort zu sein. Wir liegen in der Badebucht gleich nördlich des Fährhafens, von wo wir einen weiten Blick auf das muntere Treiben von Los Cristianos bis weit über die schroffe Bergwelt bis hin zum Teide haben. Um die fünfzehn weitere Boote liegen in „bequemem“ Abstand um uns herum, darunter auch die Pangaea aus Hamburg.

Hinten die SEA CLOUD SPIRIT und vorne die PANGAEA, mit der wir uns angefreundet haben…
Los Cristianos aus der Hunde-Persepktive: Hinter dem Hochhaus der Fährterminal, dahinter der Ankerplatz, im Hintergrund links Gomera

Abgesehen von vielen Bars und Restaurants ist die große Bucht ganz hübsch, besonders durch den „unverstellbaren“ Blick auf den Teide in der Ferne. Außerdem besitzt sie einen hervorragenden Ankergrund, also eigentlich recht ideale Bedingungen für einen sorglosen Aufenthalt.

Um die 15 Schiffe am Ankerplatz…

Doch leider gibt es einen klitzekleinen Wermutstropfen, denn Seglern ist es nicht erlaubt, mit dem Dinghy am Strand anzulanden, obwohl es auf beiden Seiten eine extra dafür vorgesehene  betonnte „Einfahrt“ gibt. Da ist es gut, das wir das anfangs nicht gewusst haben und die „Strand-Zufahrt“ mehrere Tage „genutzt“ haben, um unsere Landausflüge zu machen.

Landsicht von der Annamera aus

Erst nach einer Wochen erhalten wir einen unmissverständlichen Rüffel von einem der zahlreichen Bademeister, mit dem Hinweis auf mögliche Bußgelder bei weiteren Verstößen! In den folgenden Tagen bleiben wir tatsächlich an Bord und lassen uns dort gründlich durchschaukeln.

Großsegler und Express-Fähren

Der starke Fährverkehr nach Gomera und La Palma sorgt nämlich für erheblichen Schwell und macht das Liegen auf Dauer sehr ungemütlich. Da ist Segeln beinahe komfortabler. Nach ein paar Tagen kommt zunehmend der Wunsch nach mehr Ruhe auf….

Zu Besuch bei Freunden auf der PANGAEA

Die ersten fünf Tage am Ankerplatz vergehen wie im Flug. Noch ohne den Rüffel des Bademeisters genehmigen wir uns täglich Ausflüge in die Umgebung. Dabei erkunden wir als erstes Los Cristianos, neben Deutschen ein bevorzugtes Urlaubsziel von Engländern und Skandinaviern. Aus einem Fischerort entstanden ist es heute ein quirliger Fährhafen mit lebendigem Strandleben, aber ohne die an anderen Stellen üblichen Auswüchse.

In Los Cristianos wenig Lärm trotz großer Getränkeauswahl

Vom gut organisierten Busbahnhof am Rande der Stadt sind Fahrten in alle Richtungen der Insel möglich. Für sechs Euro (und fast anderthalb Stunden Sightseeing) kommen wir mit dem Bus der Linie 477 bis nach Los Gigantes, wo die Urbanisation Teneriffas ein jähes Ende findet und nach Norden nur noch die gewaltigen Felsen existieren. 

Die Felsenküste von Los Gigantes von Uferpromenade aus gesehen

Die Doppelsiedlung aus Los Gigantes und Playa des Santiago stellt eine gute Mischung aus lebendigem Hafen, schönen Lava-Stränden mit guten Hotels und eine gelungene Küstenpromenade mit phantastischen Aussichten auf die unbebauten Felsenküste. Vor der Rückfahrt bietet sich ein Einkauf bei LIDL (direkt neben der Buslinie) an. Der Bus braucht eine gefühlte Ewigkeit, weil er auch die letzten Winkel der Besiedlung ansteuert.

Der Bus erschließt jeden Winkel der Küstenzone

Es ist später als erwartet und längst dunkel als wir bei unserem Dinghy zurück sind, das wir wohlbehalten an seinem „Liegeplatz“ am Strandes vorfinden. Bis zur Annamera sind es um die 300 Meter, die wir uns vorsichtig in der Dunkelheit vortasten…

Die Costa Adeje mit ihren Luxusunterkünften

Die Costa Adeje erreichen wir gut zu Fuß. Direkt neben Los Cristianos gelegen ist sie eine der wichtigsten Touri-Destinationen Teneriffas und bedient eindeutig das Luxus-Segment der Urlaubsinsel. Schöne helle Sandstrände und ein paar kleine Badebuchten, flankiert von ausgefallenen Hotels, Bars und Restaurants für gut Betuchte. Sogar eine schicke Mall ist vorhanden, mit einem kleinen gut sortierten Supermarkt.

Phantasie-Herbergen für gut Betuchte

In Richtung Süden und Palmar durchstreifen wir ein unbebautes Naturschutzgebiet. Das Gelände mit unzähligen Pfade hat Potenzial und bietet phantastische Ausblicke. Doch die Orientierung ist nicht immer ganz einfach. Dafür stoßen wir gleich zweimal auf ein großes Rudel Podengos, die kanarischen Wildhunde. Am Ziel in Palmar ist der letzte Bus schon weg und wir schaffen den Rückweg im Eilschritt gerade noch vor Sonnenuntergang…   

Ein Rudel kanarischer Wildhunde: Podengos, die wieselflink durch die Landschaft jachtern

Nach dem Rüffel vom Bademeister ist die Stimmung etwas gedrückt und wir bleiben zwei volle Tage an Bord. Immerhin ist das Wetter perfekt und wir lassen es uns gut gehen. Doch Anett fehlt die Bewegung und wir machen uns schließlich mit dem Dinghy auf zu nächtlichen Exkursionen, ungesehen von wild gewordenen Bademeistern, die um sechs Feuerabend haben.

Das Konzept geht auf, denn es gibt an Land genug zu sehen und wir haben unseren Spaß. Dennoch ist es auf längere Sicht keine Lösung, ohne Not ganze Tage ohne Ausgang an Bord zu verbringen. 

Die Zeit am Ankerplatz war trotzdem gut, aber nun geht sie nach 10 Tagen zu Ende, weil wir auf Gomera (auf Anfrage) endlich die Zusage für einen Monatsliegeplatz ergattert haben.