Exodus aus Martinique

Viel Neues gibt es nicht, von den auf Martinique Gestrandeten. Seit über vierzig Tagen liegen wir nun – mit unzähligen anderen Yachten –  auf diesem Ankerplatz in den Anse Caritan, die Bestandteil der Riesenbucht von Le Marin ist.

… ganz im Süden von Martinique. Saint Lucia ist in Sichtweite und von hier nur 20 Seemeilen entfernt – und doch so weit weg!

Das einzig neue sind gelegentliche leichte Veränderungen in der Boots-Zusammensetzung. So ist der Nachbar hinter uns erst vor einen paar Tagen aus St. Vincent gekommen und in Quarantäne. Er durfte sich noch nicht einmal offiziell anmelden, geschweige denn einkaufen! Doch die Polizei kontrolliert die Einhaltung der Ausgangssperre nur noch sporadisch, aber wenn, dann immer noch mit Hubschraubern, Booten, zu Fahrrad und zu Fuß. Jedenfalls weiß man nie weiß, ob und wann Kontrollen stattfinden und das verunsichert ganz schön!

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Unser Ankerplatz mit schöner Aussicht

Viele deutsche und europäische Yachten wollen nun in Richtung Europa zurück segeln und haben sich in WhatsApp-Gruppen organisiert. Rückflüge nach Paris finden nur noch zweimal die Woche statt.  Wer weg will, muss sich schon was einfallen lassen. Letzte Wochen haben wir eine interessante Alternative kennen gelernt: nämlich die Verladung auf einen Frachter.

Die „Mabetica“ von Freunden…

Das war DAS Ereignis der letzten Wochen. Gleich zwei Frachter ankerten mitten im  schmalen Fahrwasser vor Le Marin, um Yachten „einzuladen“ und sie nach USA und Europa zu überführen. Unter dem Vorwand, Wasser bunkern zu müssen, haben wir unseren Ankerplatz für ein paar Stunden verlassen, um das Ganze zu beobachten.

Wir bunkern Wasser! Ein Vorwand für unsere erste Ausfahrt, nach fünf Wochen

Wo sonst meistens reichlich Polizei-Präsenz zu vermerken war, an diesem Tag komplette Fehlanzeige. Gut für uns. So konnten wir uns reichlich Zeit nehmen und die Verladung verfolgen. Die „Parkgracht“ hob die Yachten mit den bordeigenen Kränen aufs Oberdeck, während der „Yacht Express“ auf Tauchstation ging und die Yachten wie in ein Schwimmdock reinfahren konnten.

Die Großyacht ist gerade in das schwimmende Transportdock reingefahren

Wie es scheint, die ideale Lösung für gut Betuchte. Für uns jedenfalls mal ein bisschen Abwechslung im immer gleichen Einerlei und eine gute Gelegenheit, die Aktion mit einem Großeinkauf zu verbinden. 

Das muss jetzt alles ins Dinghi passen… Es hat gerade so gepasst.

Unseren Ankerplatz hatten wir derweil mit einer Markierungsboje gekennzeichnet. Wo sonst seit Wochen kein Schiff vorbei kam, fanden wir bei der Rückkehr dort gleich zwei Neuankömmlinge vor, einer vor und einer hinter unserer Boje, so dass für Annamera gerade noch genug Platz blieb. Links und rechts von uns liegen – auch schon seit Wochen – zwei Katamarane. Mit der Crew der „Longo Mai“ haben wir uns mittlerweile etwas angefreundet.

Ansonsten treffen wir auf unseren verbotenen Ausgängen immer die gleichen Leute. Darunter ist auch ein pechschwarzer Mensch, den wir fast jedes Mal treffen, selbst wenn wir ausnahmsweise mal in die andere Richtung gehen. Wir alle müssen schon bei den Begegnung lachen. Die Franzosen sind hier übrigens ausgesprochen nett und entsprechen in keiner Weise dem  Klischee, dass wir von ihnen hatten … 

Wenn wir nicht gerade Einkaufen gehen, sind wir ganztägig an Bord, genehmigen uns zwischendurch mal ein erfrischendes Bad und machen später unseren Nachmittagsspaziergang: jeden Tag das Gleiche. Obwohl die Temperaturen angenehm sind, ist es unter Deck nicht gerade kühl, aber nie wärmer als 32°Celsius. Die schönste Tageszeit ist daher der frühe Abend, wenn wir von unserem Robinson-Traumstrand zurückkehren. Die Temperaturen sind dann perfekt und bleiben es bis zum nächsten Vormittag.

Völlig menschenleerer Traumstrand Grande Anse des Salines. Da sind noch nicht mal Fußspuren …!

Unterwegs begegnen wir zahlreichen Tieren, eine große Rinderherde auf der Wiese gleich hinter unserem „Hausstrand“, ein allerliebstes Katerchen an immer der gleichen Stelle, ein einzelner Hahn am einsamen Traumstarnd, diverse Vögel und Unmengen von Einsiedlerkrebsen, die immer exakt einen Meter vor uns in ihren Löchern verschwinden. Auf dem Rückweg fast jeden Abend phantastische Sonnenuntergänge und zurück an Bord ein letztes Bad, dann erst der Sundowner, wenn die Sonne schon längst untergegangen ist. Das Timing könnte besser sein, aber durch die immer möglichen Polizei-Kontrollen bleibt uns keine ander Wahl.

Unser Lieblings-Katerchen. Ist der nicht süß?

Tagsüber beschäftigen wir uns mit Filmschnitt, Lesen, Sprache Lernen, Reparaturen, auch mal ein Haarschnitt und Essen zubereiten. Jeden Tag das Gleiche und ganz schön eintönig, aber wir haben uns an das Unvermeidliche gewöhnt und tragen es gelassen. Bis zum 11. Mai wird aus auf jeden Fall noch so bleiben. Doch wie alle anderen hoffen wir auf eine Lockerung oder Aufhebung der Ausgangssperre.

Nach längerem mal wieder ein neuer Haarschnitt
Wartung des Kühlwasser-Kreislaufes vom Generator

Vom Schiff bis zum Ufer sind es nur 200 Meter, die wir rudernd mit dem Dinghi zurück legen. Manchmal fahren wir am späten Nachmittag nochmal rüber, um uns die Beine zu vertreten. Nach einem (meist zu) warmen Tag an Bord, ist die Überfahrt immer eine angenehme Erfrischung…. und eines der Wahrzeichen von Martinique, der Rocher du Diamont, ist dabei immer im Blick.

Blick zu unserem Ankerplatz und den Rocher du Diamont im Hintergrund