Hurricane auf Madeira

Da in Funchal kein Liegeplatz zu bekommen war, haben wir in der Marina Quinta do Lorde festgemacht, die Bestandteil einer luxuriösen Hotelanlage im Retro-Design ist und wie ein Dorf aufgebaut ist, mit Marktplatz, Kirche und Leuchtturm!

Unser erster Spaziergang in Richtung Westen offenbart zunächst keine Inselschönheiten, sondern die kleine Hafenstadt Canical mit Industrieanlagen, unzähligen Bars und zu viel komprimierter Hässlichkeit auf einem Fleck. Wir sind aber sicher, dass am nächsten Tag Funchal den negativen Eindruck wettmachen wird.

Mit einem klapprigen Landbus brauchen wir fast 90 Minuten von unserer Startposition in „Lands-End“ bis „Downtown-Funchal“, das vor Touristen nur so wimmelt. Aber es ist wirklich hübsch und glänzt mit schöner alter Bausubstanz und mehreren herrlichen Parkanlagen. Dennoch sind wir froh als wir abends wieder zurück an Bord sind: zu voll, geschäftig und laut war die Inselhauptstadt – nach mehreren ruhigen Tagen auf See.

Das beherrschende Gesprächsthema in der Marina ist die Annäherung eines Hurricanes, was es auf Madeira bisher noch nie gegeben hat. Wetterberichte werden verglichen und diskutiert. Die Vorhersagen sind widersprüchlich und die Zugbahn ist alles andere als klar. Zwei Tage vorher wird zumindest deutlich, das wir nicht verschont werden. Entsprechend beschäftigt ist man auf allen Schiffen mit den Vorbereitungen für den Ernstfall. Jede Mengen Leinen werden ausgebracht und Taucher sind im Einsatz, um zusätzliche Mooringleinen im Boden zu befestigen.

Annamera liegt in einer breiten Box ohne Nachbar und ist bald gut vertäut, so dass wir die beiden verbleibenden Tage zur Erkundung des Naturschutzgebietes auf der östlichen Landspitze Madeiras nutzen. Unmittelbar nach Verlassen der Marina befinden wir uns bereits in einer wüstenartigen Küstenlandschaft auf der Halbinsel Sao Lourenco, die quasi das Kontrastprogramm zur grünen „Blumeninsel“ darstellt. Über eine perfekt ausgebaute Rundtour gelangen wir zur östlichsten Landspitze Madeiras, vorbei an phantastischen Aussichtspunkten auf das tosende Meer und die Steilküste mit bizarren Felsnadeln.

Am Vorabend des „Ereignisses“ ist die Mehrzahl der Segler an Bord als das engagierte Marina-Personal letzte Kontrollrunden macht. Der Wirbelsturm zieht im Norden vorbei und erreicht um 04.00 nachts seine größte Stärke. Sorgen bereiten nun die Wellen, die nach dem Durchzug des Sturms mit 5 – 6 Metern Höhe auf Land treffen sollen. Nach 12 weiteren Stunden heulenden Windes und einruckenden Leinen ist es nun bereits nachmittags und vom gefährlichen Seegang bisher noch keine Spur …