Terceira und die Überfahrt nach Sao Jorge

Nach zwei Ankernächten vor „Praia da Vitoria“ ergattern wir mit Hilfe von Stefanie und Matthias den letzten freien Platz am Außen-Ponton der Marina. Von dort genießen wir eine Bestaussicht auf den Ort, der uns sehr gut gefällt, wie wir nach einem ersten Rundgang fest stellen.

Unsere Aussicht vom Boot auf Praia da Vitoria

Der gemeinsame Stadtbummel bestätigt noch mal unseren guten Eindruck vom Ort. Neben einem netten Stadtkern gibt es sehr schöne Kirchen, hübsche Gassen und einen hellen Stadtstrand, der auf einer Vulkaninsel eine Seltenheit ist oder schlichtweg aufgeschüttet wurde.

Kleinstädtisches Praia da Vitoria mit Viktoria-Denkmal im Hintergrund

Bei einer – auf zwei Tage verteilten – Inselrundfahrt mit dem Leihwagen lernen wir die Schönheiten der Insel kennen. Die parkartige Insel ist im Inneren praktisch unbewohnt und von geschwungenen Wäldern und Wiesen geprägt, auf denen Kuhherden und Stiere grasen. Vom hochgelegenen Kraterrand  des Aussichtspunktes  „Serra da Cume“ haben wir phantastische Ausblicke auf eine riesige, sanfte Ebene mit unzähligen eingegrenzten Wiesen in den verschiedensten Grüntönen, aber keinen einzigen Baum.

Blick von der Serra da Cume

Es ist Samstag und am Abend erwarten wir Crew-Verstärkung von Aliki und Martin. Daher vergeht der Tag mit Rein-Schiff, Wäsche waschen und Essen kochen. Mit einiger Verspätung kommen unsere Freunde schließlich erst nach Mitternacht an und wollen nach unserem Begrüßungstrunk bald ins Bett.

Am nächsten Tag ist Inselerkundung angesagt. Mit dem Mietwagen folgen wir der Küstenstraße, sehen zahlreiche interessante Naturpools und erreichen schließlich die Insel-Hauptstadt Angra do Heroismo, die Jahrhunderte lang eine Blütezeit erlebt hat und sogar mal die Exilhauptstadt Portugals war. Mit  den „Sanjoaninas“ wird die ganze Woche das wichtigste Fest der Azoren gefeiert und wir kommen gerade rechtzeitig, um die Stadt im im schönsten Festschmuck zu erleben, angereichert durch Umzüge mit Gruppen tanzender Kinder in traditionellen Kostümen, begleitet von Marschmusik, die allerdings immer die gleiche ist.

Umzug im Rahmen der Sanjoaninas-Feierlichkeiten

Über die Insel-Autobahn (!) kommen wir spät nach „Hause“ und fallen gleich ins Bett, denn am nächsten Morgen gehts in die zweite Ausflugs-Runde, diesmal gegen der Uhrzeigersinn um die Insel herum und rauf auf den höchsten Gipfel, der zwar Aussichten auf die Nachbarinseln bietet, aber mit seinem Antennenwald eher verzichtbar ist. Da ist die Vulkanhöhle schon von anderem Kaliber, allerdings mit 8 Euro Eintrittsgeld auch hoch bezahlt.. ! Auf der Weiterfahrt erleben wir noch ein Stierkampf-Trainung mit niedlichen Jungstieren, die zur Aggressivität angestachelt werden müssen und uns richtig Leid tun. 

Jungstier soll „Dampf machen“

Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Bus ein zweites Mal nach Angra do Heroismo und erleben die Stadt nun im Alltagszustand, aber kaum weniger schön: mit einem sehr homogenes Stadtbild voller stattlicher Bürgerhäuser und prachtvoller Kirchenbauten. Vom hoch gelegenen Park bekommen wir einen Überblick über Stadt und Hafen und laufen bergab zurück ins Zentrum. Nach einem leckeren Mittagessen bringt uns der Bus zurück nach Praia, vorbei an einer dörflichen Stierkampf-Veranstaltung, die auf der großen Durchgangsstraße stattfindet.

Die Ware wird „angeliefert“

Nach dem Großeinkauf in Praia noch ein Kartenspiel zu Sechst mit der Shuenga-Crew und dann ab in die Federn, denn am nächsten Morgen ist frühes Aufstehen angesagt, weil wir die die 65 Seemeilen-Langstrecke nach Sao Jorge bei Tageslicht zurücklegen wollen. Nach dem Auschecken und Bezahlen von erstaunlich günstigen 62,50 Euro für 5 Nächte wird Annamera bereits um Punkt Zehn Uhr vom offenen Meer durchgeschaukelt.

Der Käpt`n bei der „Arbeit“

Im Uhrzeigersinn umfahren wir Terceira und erleben die Insel nun aus der Wasserperspektive, vorbei am Leuchtturm, den „beiden Schwestern“ und Angra do Heroismos. Bei böigem Wind kommen wir unter leicht gerefften Segeln gut voran. In Lee der Insel ist das Wasser glatt wie auf dem Wannsee. Aber in der Passage zwischen Terceira und Sao Jorge sieht es anders aus. Hier türmt der Wind die Wellen höher auf und bester Segelwind schiebt uns flott voran, so dass der arme Martin ganz blass wird …

Vorbei an den „Zwei Schwestern“ vor Angra do Heroismo
Unser bisheriger Kursverlauf durch die Azoren

Schon um 16.00 Uhr passsieren wir die Ostspitze von Sao Jorge und der Seegang beruhigt sich augenblicklich. In Lee der Insel macht aber auch der Wind bald schlapp und wir müssen die letzten Stunden unter Motor zurücklegen. Gleichzeitig mit dem großen Inselfrachter „Insular“ und der Schnellfähre „Mega Jet“ erreichen wir nach genau zehn Stunden den Hafen von Sao Jorge, wo unser Anker unmittelbar vor einer Felswand mit Unmengen krakelenden Gelbschnabel-Sturmtauchern fällt, die die ganze Nacht mit ihrem Geschrei  aktiv sind…….

Blick vom Ankerplatz auf Velas, den Haupthafen der Insel Sao Jorge