Sao Miguel und die Überfahrt nach Terceira

Wer hätte gedacht, dass wir einmal einen ganzen Segelsommer auf einem Archipel mitten im Atlantik verbringen würden. Dafür haben wir alle anderen Pläne aufgeschoben und uns von La Palma auf die lange Reise zum westlichsten Außenposten Europas gemacht.

Unser Atlantik-Törnverlauf bis zum Sommeranfang 2019

Nach einem einwöchigen Aufenthalt auf Santa Maria brechen wir auf zu unserem nächsten Ziel: dem 55 Seemeilen entfernten Sao Miguel, der Hauptinsel des Azoren-Archipels, gemeinsam mit der SHUENGA (Link SEEGANG).

Nach einem perfekten Segeltag mit konstanten 4 bis 5 Windstärken und überraschend wenig Seegang laufen wir abends in den geschäftigen Hafen von Ponta Delgada ein. Die etwas schnellere SHUENGA-Crew ist schon eingetroffen und nimmt unsere Leinen entgegen. Um uns Fähren und Containerschiffe, über uns startende oder landende Flugzeuge, so dass so etwas wie Großstadt-Feeling aufkommt. Neben einigen architektonischen Verwirrungen (ausgerechnet an der Hafenpromenade) hat die Stadt hübsche Ecken, einen schönen Markt und gute Supermärkte zu bieten, so dass man es hier gut aushalten kann.

Zusammen mit Stefanie und Matthias von der SHUENGA machen wir uns auf zur zweitägigen Entdeckungstour kreuz und quer über die bergige Insel, auf der wir viel Spaß haben.

Über mit Hortensien-Büschen gesäumten Straßen geht es durch grüne Parklandschaften mit Wäldern und Seen. Ein paar hübsche Orte und phantastische Aussichtspunkte sorgen für Abwechslung. Nur eine mittägliche Einkehr-Möglichkeit finden wir erst nach längerer Suche. Dafür finden wir in Furnas heiße Quellen und mit „Terra Nostra“ eine wunderschön angelegte Parkanlage.

Typische Azoren Landschaft auf Sao Miguel
Die Parkanlage von Terra Nostra

Das Wetter ist durchwachsen und beschert uns sogar ein paar Starkwindtage, so dass nicht nur bei uns zusätzliche Leinen und Ruckfänger ausgebracht werden. Da zwischendurch auch mal wieder ein Zahnarztbesuch fällig ist, können wir uns über mangelnde Abwechslung nicht beklagen. Die Abende verbringen wir oft mit Steffanie und Matthias mit unserem unvermeidlichen Kartenspiel „Rauf-und-Runter“, das sogar schon mal bei einem regnerischen Moment im Café zum Einsatz kommt…

Eine Woche in Ponta Delgada ist schnell verbracht und nach letzten Besorgungen beim Ships-Chandler zieht es uns mal wieder weiter. Noch in der Dunkelheit heißt es um fünf Uhr früh „Leinen los“, zur Nachbarinsel Terceira, die 90 Seemeilen entfernt ist und zur zentralen Gruppe des Azoren-Archipels gehört. Hier, wo die Abstände zwischen den Inseln gering sind, wollen wir die nächsten zwei Monate verbringen…

Übersicht über die beabsichtigte Törnfolge

SHUENGA ist etwas später aufgebrochen und in der Ferne zu sehen. Nach dem Passieren des Leuchturms von Sao Miguel setzen wir Vollzeug und kommen sehr gut voran. Bei 4 -5 Windstärken und kaum Seegang haben wir bis zum Nachmittag erneut einen perfekten Segeltag, mit SHUENGA immer in Sichtweite… Doch dann tut sich vor uns eine Wolkenwand auf und wir schaffen es gerade noch rechtzeitig zu reffen, bevor Wind und Wasser über uns hereinbrechen. SHUENGA ist auf einmal verschwunden und wir versichern uns über Funk, dass alles in Ordnung ist. Schon nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei und SHUENGA taucht ganz in der Nähe als Geisterschiff wieder auf. Sie ist etwas größer und kommt langsam näher. Eine blasse Sonne erhellt die Szenerie und bereitet eine unverhoffte Gelegenheit für ein ausgiebiges Foto-Shooting von Schiff zu Schiff, beide noch unter gerefften Segeln im Action-Mode.

Bald danach können wir wieder ausreffen und kommen bei nachlassendem Wind unserem Ziel Terceira näher, das wir mit einsetzender Dunkelheit erreichen. Da der Hafen von Praia da Vitoria voll belegt ist, ankern wir nach längerer Zeit mal wieder, unmittelbar vor einem gelben Sandstrand, wie wir ihn seit Monaten schon nicht mehr gesehen haben und der Ort mutet vom Ankerplatz fast ein bisschen griechisch an.

Der Ort Praia da Vitoria auf Terceira vom Ankerplatz aus