Segeltörn durch die zentrale Gruppe der Azoren

Nach über 2 Monaten auf den Azoren brechen wir auf zu einem letzten Törn durch die zentrale Gruppe des Archipels, mit 5 Inseln und etwa 200 Seemeilen. Wir liegen mit Annamera in der Marina von Praia da Vitoria auf Terceira und erwarten unsere Freunde Ellen und Johannes, die  spät abends mit dem Flieger eintreffen und müde in die Kojen fallen.…

An den nächsten beiden Tag ist Besichtigungsprogramm angesagt, erst Praia da Vitoria, mit Stadtbummel und Großeinkauf und danach geht es zur Inselhaupstadt Angra do Heroismo, die mit einer phantastischen Lage am Monte Bristol und einem Renaissance-Charakter begeistert, den man auf den Azoren überhaupt nicht erwartet, genauso wenig wie die tagelange Party, die wir hautnah direkt vor unserem Schiff erleben, mit viel Musik und aufwendigen Festumzügen.

Miss Piggie beim Festumzug

An Bord gibt es ein Abschieds-Barbeque bei unseren Freunden Stefanie und Matthias auf der SHUENGA, die längsseits an Annamera vertäut ist. Wir waren wochenlang gemeinsam durch die Azoren gesegelt und jetzt trennen sich unsere Wege.

Am nächsten Morgen heißt es Leinen los zum 65 Meilen-Törn zur Nachbarinsel Sao Jorge. Düsteres Regenwetter und eine ungewohnte Schaukelei sind für Ellen und Johannes nicht der erhoffte Einstieg. Das wir erst nach Dunkelheit eintreffen und in der Marina keinen Liegeplatz mehr finden, trägt auch nicht gerade zur Erbauung bei. Aber nach einer unangenehmen Nacht am Anker können wir gleich am nächsten Morgen in der kleinen, freundlichen Marina festmachen.

Bei der Inselerkundung mit dem Mietwagen zeigt sich die bergige Insel von ihrer besten Seite, mit üppig grüner Natur voller Hortensien-Alleen. Die Besonderheit der Insel sind jedoch die Fajas, durch Landrutsche entstandene flache Landzungen in einer ansonsten steilen Küstenregion.

Die typischen Hortensien-Alleen der Azoren-Inseln
Unsere Aussicht vor der Wanderung …

Unsere Wanderung von  der Faja dos Cubres nach Faja do Caldeira de Santo Cristo ist ein bisschen schweißtreibend, wird aber mit herrlichen Ausblicken und schönstem Wetter entschädigt und als der Tag noch mit einem spektakulären Felsenbad in den pittoresken Klippen von Simao Dias bei Faja Ouvidor ausklingt, ist die unangenehme Überfahrt längst vergessen..

Im Insel-Dreieck zwischen Sao Jorge, Pico und Faial haben wir immer den höchsten Berg Portugals im Visier, den gewaltigen Vulkan Pico, der mit über 2300 Metern Höhe und einem klassischen Vulkanprofil aufwartet.

Die Ladies und der Pico

Bei leichtem achterlichen Wind wird der 25-Meilen-Törn nach Pico zur Genuss-Tour. Dass sich vor der Insel-Hauptstadt Madalena kein Ankerplatz findet, lässt sich verschmerzen, zumal wir – wie die meisten Segler – Pico von Faial aus mit der Fähre besuchen können. 

Es sind nur 4 Seemeilen über den Canal do Pico rüber nach Horta, der Haupstadt von Faial und dem Tummelplatz für Atlantiksegler nach der Rückkehr aus der Karibik. Der Rezeptionskai ist gleichzeitig die Tankstelle und wir nutzen die Gelegenheit zum Auffüllen unserer beiden Dieseltanks.

Gegen Mitte August ist der ganz große Ansturm auf die Marina endlich vorbei, so dass wir nicht an der eher ungenehmen Kaimauer liegen müssen und statt dessen weiter drinnen in der Marina einen guten Liegeplatz an einem Schwimmsteg bekommen. 

Schon am nächsten Tag machen wir unseren Ausflug nach Pico. Die Fähre startet nicht weit von unserem Liegeplatz und bringt uns für kleines Geld in 30 Minuten rüber. Mit dem Bus fahren wir uns nach Lajes do Pico an der Nordküste, zur Linken den Vulkan Pico und an der Küstenstraße die typische Landschaft der Insel mit sorgsam eingefassten Lavafeldern für den Weinbau.

Lajes do Pico

Lajes ist ein beschaulicher Ort mit einem kleinen Hafen, der für Segler allerdings kaum geeignet ist, genauso wenig wie der dritte Hafen der Insel, Sao Roque. Nach der Rückkehr nach Madalena bleiben Ellen und Johannes noch ein paar weitere Stunden auf der Insel, während wir beiden anderen schon mal zurückfahren. Wir „arbeiten“ nämlich an einen Wandbild und wollen – wie die meisten Segler – eine Spur in Horta  hinterlassen.

Verewigt auf der Kaimauer ..

Nach Exkursion und „Malerarbeit“ haben wir uns einen ruhigen Tag verdient. Da ein Leihwagen nur zu einem horrenden Preis zu bekommen ist, verzichten wir und verbringen einen Ruhetag in Horta, das am alten Hafen Porto Pim am beschaulichsten ist und mit einem Walmuseum und einem Aquarium zwei echte Attraktionen besitzt.

Der Blick von Porto Pim rüber nach Pico

Unser nächstes Ziel ist die genau 50 Seemeilen entfernte Insel Graciosa, zu der wir schon vor Sonnenaufgang aufbrechen. Delfine und ein Großsegler vor der Kulisse des Pico sind kein schlechter Anfang und es wird auch ein schöner Segeltag. Nur das Anlagen im winzigen Fischerhafen von Praia da Graciosa gestaltet sich etwas schwierig. Bei starkem Seitenwind quetschen wir Annamera in eine enge Lücke am Kai und bekommen quasi zur Belohnung von den Fischern vor uns einen großen Fisch geschenkt und am nächsten Tag als Zugabe sogar noch eine komplette Schiffsführung.

Im Fischerhafen von Praia da Graciosa

Dafür ist das Wetter bei unserer Erkundung der Inselhauptstadt Santa Cruz und der Caldeira alles andere als schön. Das düstere Regenwetter ändert sich auch am nächsten Tag nicht. Doch wir müssen nach Terceira zurück, weil der baldige Abflug von Ellen und Johannes ansteht. Der Wind spielt auch nicht mit und zwingt uns zum einem größeren Umweg um die Südküste Terceiras herum. Dadurch wird die ohnehin lange Strecke von 50 Seemeilen nochmal um weitere 10 Meilen verlängert, und das alles bei Regen und Starkwind. Dafür ergattern wir den letzten freien Liegeplatz in der Marina, und zwar genau den, den wir knapp zwei Wochen zuvor verlassen haben… Wir haben offensichtlich eine schlechte Wetterperiode erwischt, die verdeutlicht, dass sich der Sommer auf den Azoren schon Mitte August verabschieden kann.

Auf der ruppigen Rückfahrt nach Terceira

Unsere abschließende Inselrundfahrt mit dem Mietwagen findet auch bei Regen statt, so dass wir von der spektakulären Aussicht von der Serra da Cume wegen dichtem Nebel nichts zu sehen bekommen. Die Rundfahrt ist trotzdem schön, meistens entlang der Küste und im Inselinneren über welliges Weideland mit Unmengen an grasenden Rindern, die hier unter paradiesischen Verhältnissen leben. Da erscheint ein zartes Rinderfilet zum Törn-Abschluss angebracht, das in einem Restaurant in Angra auf einem heißen Lavastein direkt am Tisch zubereitet wird.

Nach der Abreise unserer Freunde erleben wir eine rapide Wetterverschlechterung und beschließen, dass es auch für uns Zeit wird für den Absprung in Richtung Madeira …