Bonaire: Der Süden

Auf unserer Exit-Route von Martinique raus aus der Wirbelsturm-Zone war Bonaire ursprünglich nur als Durchgangsstation geplant, ist nun aber unversehens unser Standort für die Dauer der ganzen Hurricane-Season geworden. Unsere vormals angedachten Ziele Kolumbien und Panama können wir nicht anlaufen, obwohl sie buchstäblich gleich um die Ecke liegen, auf dem Festland-Sporn westlich hinter den ABC-Inseln.

Bonaire liegt „unter dem Winde“, d.h. außerhalb der Wirbelsturm-Zugbahnen

Also haben wir uns auf einen längeren Aufenthalt auf Bonaire eingestellt und das passt auch insofern gut, weil sich die Schönheit der Insel bei einem Kurzbesuch viel schwerer erschließen lässt. Wie schon auf Martinique haben wir Glück und erleben die Insel ohne Heerscharen von Touristen, insbesondere Kreuzfahrern. Wir konnten uns gut einleben, Freundschaften schließen und mit der Erkundung der Insel beginnen: zu Wasser und zu Lande…!

Bonaire, die Insel der putzigsten Flieger unter der Sonne ..

Bonaire liegt nur 100 Kilometer vor der Venezolanischen Küste, ist mit 288 Quadratkilometern die zweitgrößte der ABC-Inseln und hat eine maximale Ausdehnung von 40 Kilometern. Die Insel gehört zu Holland, ist aber nicht Bestandteil der EU und Währung ist kurioserweise der US-Dollar. 

Mit etwa 20.000 Einwohnern, einigen kleinen verstreuten Ansiedlungen und der einzigen größeren (Haupt)-Stadt Kralendijk wirkt die Insel dünn besiedelt. Das gilt auch für die kleine Anzahl Strände, die sparsam um die Insel verteilt sind. Ankern ist überall komplett verboten.

Bonaire, die Insel der Mini-Strände: hier Donkey Beach in der Nähe des Flughafens

Die gesamte Küstenlinie inklusive der für Schnorchler interessanten Flachwasser-Zone ist seit 1979 Nationalpark, für den eine einmalige (jährliche) Eintrittagebühr erhoben wird, die für Schnorchler 25,- und für Taucher 45,- US-Dollar beträgt. Da wir dem „Divers Permit“ auch unbegrenzten Zugang zu dem im Norden liegenden Slaagbai-Nationalpark haben, greifen wir tief in die Tasche und berappen stolze 90 Dollar, um die Natur der Insel angemessen genießen zu können…Während unserer Quarantänezeit hat es ungewöhnlich starke Regenfälle gegeben, die der sonst Knochen trockenen Landschaft gut getan haben.

Bonaire, die trockene Insel der seltenen großen Regenfälle…

Ohne Reiseführer und (durchs Netz) vorgefertigten Informationen machen wir uns auf zu unserer ganz persönlichen Entdeckung der Insel. Dazu ist der geliehene Hyundai Santa Fe ein idealer Begleiter. Über staubige Sandpisten „hirschen“ wir zunächst kreuz und quer durch die aus baumgroßen Kakteen bestehende Wild-West-Szene mit Leguanen, Papageien und wilden Eseln, deren Reiz überwiegend in der Weltabgeschiedenheit und skurrilen „Fundstücken“ aus Natur oder Menschenhand besteht. An der Ostküste mit einer wilden, felsigen Küste pfeift uns der ewig wehende Ost-Passat um die Ohren und peitscht die Wogen gegen die Insel.

Bonaire, die Insel der skurilen Fundstücke

Ganz im Süden kommen wir zu einem riesigen Salinengebiet mit schneeweißen Salzkegeln, die einen malerischen Kontrast zum türkisfarbenen Wasser und den Ocker- und Olivfarben der Wüste darstellen. Bis zum Südzipfel der Insel wird die Küstenline im Westen in voller Länge von einer türkisfarbenen Flachwasserzone mit 61 namentlich ausgewiesenen Schnorchelspots gesäumt, die der Insel den Beinamen „Divers Paradise“ verschafft haben. 

Bonaire, die Insel mit Skiverleih (?)

Bequem erreichen wir (meist) gut markierten Einstiegsstellen und tauchen dann ein in eine Unterwasserwelt, die In ihrer Vielfalt an Fischreichtum und Korallen in der Karibik einzigartig ist. Da kommt Begeisterung auf und oft fühlen wir uns wie in einem Aquarium.

Bonaire, die Insel mit klar markierten Einstiegs-Wegen ins Wasser

Anscheinend wissen auch die Fische, dass sie in einer geschützten Umgebung leben, denn sie zeigen keinerlei Angst, wenn wir uns – wie ihresgleichen – zwischen ihnen herum tummeln. Hinter der schmalen Flachwasserzone geht es plötzlich steil bergab, wo das Revier der Flaschentaucher beginnt.

Die Straßen auf Bonaire sind nicht das, was wir von einer holländischen Insel erwartet haben, ganz im Gegenteil und oft mit bösen Schlaglöchern „garniert“. Schade, denn das Fahrrad ist auf der im Süden gänzlich flachen Insel ein ideales Fortbewegungsmittel. Und so gibt es auch jede Menge Bike-Trails – für Gelände gängige Bikes!

Boneire, die Insel der feinsten Potholes

Nachdem wir die ersten Tage nur zu Fuß unterwegs waren, dann für ein paar Tage mit dem Auto, haben wir uns schließlich doch ein Herz gefasst und die Fahrräder ausgepackt. Mit etwas Geschick umfahren wir die übelsten „Potholes“ und steuern gleich mehrmals die (oneway) 12 Kilometer entfernte Lac Bay an, wobei die zweite Hälfte durch eine schnurgerade Wüstenstraße mit ordentlichem Belag! führt. Vieles spricht dafür, dass dieses Stück auch gerne für illegale nächtliche Autorennen benutzt wird…! Wir jedenfalls erklären die Tour zu unserer bevorzugten Trainingsstrecke, wo wir hinzu gegen recht starken Gegenwind „antreten“ und uns mal richtig ausagieren müssen.

Bonaire, die Insel der Kiter, Foiler und Surfer

Die riesige Flachwasser-Lagune mit vorgelagertem Riff ist ein cooles Ziel und sieht mit türkisfarbenem Wasser nicht nur phantastisch aus, sondern ist auch ein idealer Surfer-Spot, wo der regelmäßige Starkwind die Surfer auf ihren Foils mit Top-Speed übers Wasser treibt und den Standort Lac Bay bzw. Sorobon Beach zu einem Austragungsort des Profi-Weltcups im Freestyle-Surfen macht. Nur unweit des Surfer-Paradieses sind weite Uferzonen von Mangrovenwald gesäumt, wo sich Pelikane, Fregatt-Vögel und Papageien zum Stelldichein treffen …

Bonaire, die Insel des Papiamente

Auf der Rückfahrt Richtung Kralendijk schlängelt sich die Straße an weiteren Flachwasser-Lagunen entlang, die von Flamingos in Beschlag genommen sind. Am Straßenrand auch immer wieder wilde Esel, die teilweise ganz zutraulich sind und sich mit Karotten füttern lassen …

Bonaire, die Insel der wilden Esel ..

Je näher wir Kraelndijk kommen, je schlechter wird die Straße, gesäumt von gefühlt ebenso vielen abgestellten Containern wie Gebäuden. Hier fühlt es sich an, als hätten wir uns in der Adresse verirrt und wähnen uns eher im nahe gelegenen Venezuela. Zum Stadtzentrum hin wird es aber besser und ein paar Kilometer weiter können wir sogar einen ordentlichen Fahrrad-Weg benutzen. 

Bonaire, die Insel der Container und spürbaren Nähe zu Venezuela ..

Unsere nächsten Ziele liegen im Norden, wo auch die einzigen Berge zu finden sind. Davon dann mehr im nächsten Blog.