Erst Eindrücke von Bonaire

Seit einer Woche ist die Quarantäne überstanden. Die „Leidenszeit“ ging schneller vorbei als erwartet, obwohl es an Bord durchgängig zu heiß war und zusätzlich begleitet von hartnäckigen abend- und nächtlichen Mückenattacken: kein schöner Zustand! 

Bonaire gehört zu den ABC-Inseln, die direkt vor der Küste Venezualas liegen und vor 20 Jahren alle noch holländisch waren, doch jetzt teilweise eigene Wege gehen. Bonaire ist noch der holländischen Krone unterstellt, gehört aber nicht zur EU. Währung ist der US-Dollar. Die Insel ist nur 40 Kilometer lang und hat gerade mal 20.000 Einwohner.

Nummernschild: Es gibt nur B oder V, aber immer mit der Unterschrift „Divers Paradise!
Die Lage der ABC-Inseln direkt vor der Küste Venezulas

Erste Maßnahmen nach der überstandenen Quarantäne sind die Einreiseformalitäten in Kralendijk. Mit dem stark motorisierten Dinghy eines puertoricanischen Leidensgenossen fahren wir etwa eine Meile außen herum/ über See zum Immigration Office am Kreuzfahrt-Dock in der Inselhauptstadt Kralendijk, vorbei an ca. 50 Bojen-Liegern, die in aufgewühlter See wild hin und her schaukeln….! 

Bojenfeld bei ruhiger See: Der Normalzustand!

Zur Erinnerung: Ankern ist um ganz Bonaire herum strengstens verboten, um die (noch) intakte Unterwasserwelt dauerhaft zu schützen. Als Ersatz hat die Inselregierung vor der Hauptstadt eine begrenzte Anzahl an Bojen installiert, die zur Zeit jedoch notorisch ausgebucht sind, ein Grund auch, warum wir im Hafen liegen…! Nun, auf der viertelstündigen  Passage erleben wir das seltene Schauspiel eines Reversals, eine durch ferne Stürme verursachte Winddrehung, die von der ansonsten superkonstanten Windrichtung aus Ost-Süd-Ost abweicht und das Meer zum „Kochen“ bringt. Dadurch wird besonders das Anlanden mit Dinghys zu einer waghalsigen, wenn nicht gar gefährlichen Angelegenheit. 

Doch unser Anlegemanöver im Schutz des (Corona bedingt leeren) Kreuzfahrt-Docks verläuft genauso glimpflich wie die anschließende Einreiseprozedur, bei der allerdings jede Menge Papier handschriftlich ausgefüllt werden muss, bevor wir unsere Pässe mit den Einreisevermerken zurück bekommen. 90 Tage dürfen wir jetzt „im Land“ bleiben und werden das wahrscheinlich auch ausnutzen! Hafenamt, Zoll und Einreisebüro sind praktischer Weise im gleichen Raum unterbracht und erheben erfreulicher Weise auch keine Gebühren.

Der allererste Ausgang nach 18 Tagen an Bord. Gewöhnungsbedürftiges Ambiente direkt vor der Marina

Nach unserer frisch „erworbenen“ Freiheit schauen uns erst mal in der „Stadt“ um. Sofort fällt auf, dass sich anscheinend hier alles um Flamingos dreht und die Insel sich prompt auch den Beinamen „Flamingo Island“ zugelegt hat.

Flamingo-Skulptur aus Plastikabfällen

Die Hauptstadt Kralendijk kommt wie ein etwas zusammenhangloses Konglomerat aus meist knallbunten Gebäuden daher, voller Kneipen und Restaurants, die (noch) vergeblich auf Kreuzfahrt-Touris warten. Corona ist hier kein Thema! Die Insel ist frei davon und wir können endlich wieder stinknormales Alltagsleben genießen, z.B frisches Eis Essen, was auf Martinique praktisch unmöglich war – außer aus der Tiefkühl-Truhe.

Kulinarisch sind wir nicht in der Wüste gelandet! Kosten für einen Döner: 9,50 USD

Außerhalb der Stadt dominiert eine windige, superstaubige Umgebung, wo (fast) an jeder Ecke Unmengen alter Container rumstehen und Wildwest-Charme verbreitet.

Neben der Marina: Die Türkei lässt grüßen!
Kontrastprogramm: Knallbunte Bemalung der Häuser in Kralendijk

Das Hauptkapital der Insel – und massiv geschützt – ist die pralle Unterwasserwelt um die ganze Insel herum, die ihr auch den Zunamen Divers Paradise eingebracht hat. Zwei tolle Schnorchelecken haben wir bereits kennen gelernt und weitere werden folgen…, denn mangels Ziel-Alternativen werden wir wahrscheinlich mindestens zwei Monate hier bleiben, um die Wirbelsturm-Saison abzuwettern… Das sollte ursprünglich in Kolumbien geschehen, aber die besonderen (Corona)-Umstände zwingen uns, hier zu bleiben: Sicherheit geht vor, sowohl was Wirbelstürme und Corona anbetrifft …. 

Intakte Unterwasser-Welt vor Klein Bonaire

Niemals hätten wir uns träumen lassen, dass unser „Ausflug“ in die Karibik so aussehen würde: Alle Freundesbesuche sind abgesagt und wir haben in fünf Monaten seit der Ankunft auf Antigua ganze acht Segel-Tage erlebt- inklusive zweier Fahrten auf Martinique zum Betanken und/oder Einkaufen vom Ankerplatz zur Marina,- durch die 500-Meilen-Passage nach Bonaire aber insgesamt immerhin 700 Seemeilen zusammen bekommen, und zwar ausschließlich mit Segelantrieb: Endlich eine gute Segelbilanz und nicht die üblichen 50 bis 60 Prozent Segelanteil.

Die Exit-Routen von Martinique aus …

Der Wind hier weht super-konstant aus Ost – bestenfalls mit einer Abweichung von 20 Grad in Richtung Süd: fast beängstigend konstant, jedenfalls solange kein Wirbelsturm aufzieht. Was das anbetrifft, sind wir auf Bonaire wahrscheinlich gut aufgehoben, da die Insel außerhalb der (normalen) Zugbahnen liegt… Leider können wir von hier aus höchstens nach Curacao, nur 35 Seemeilen entfernt und doch eine ganz andere Welt.

Curacao: unser voraussichtliches nächstes Ziel

Während es auf Bonaire ruhig und freakig ist, soll es auf Curacao sehr touristisch sein und sehr geschäftig zugehen. Da die Wirbelsturmsaison noch drei Monate dauert, besteht keinerlei Eile und wir werden die nächsten Monate dem Bewuchs am Unterwasserschiff zuschauen..…

Immerhin ist tröstlich, dass die Lebensmittelpreise hier um einiges billiger sind als auf Martinique und wir uns bereits mit unseren holländischen Bootsnachbarn angefreundet, die hier leben und ein Ausflugsboot für Schnorcheltouren betreiben. Mit ihrer „Seacow“ waren wir schon einmal zum Schnorcheln unterwegs und können auch sonst jederzeit mit Ihnen rausfahren. Eine schöne Alternative zu den selbstorganisierten Schnorchel-Touren, die immer mit erheblichem Aufwand verbunden sind..

Am Riff vor Klein Bonaire

Jetzt, nach einer Woche in Freiheit, sind wir ganz wild drauf, die Insel zu erkunden. Wir haben ein Gelände gängiges Auto gemietet und scharren schon mit den Hufen …! Doch davon mehr im nächsten Blog!